Also weiter geht´s nach gelungener Verschiebung:
„Redwood (Sequoia sempervirens) gilt als eines der besten Nutzhölzer der Welt“ (Wagenführ und Schreiber, S. 684, 1985) und ist das wertvollste Holz auf dem amerikanischen Markt.
Ich betone das deshalb, weil es einige Belege dafür gibt, das zumindest junges Sequoiadendronholz (= 60-90 J.) “are comparable to or more favorable than those of coast redwood. It seems reasonable, therefore, to consider giant sequoia for planting stock in managed production forests to increase future supplies of wood having the same characteristics that are so highly valued in red-wood”. Das schrieb Piirto 1985, der die wesentlichen Struktureigenschaften des
Holzes verglich. Viele weitere wissenschaftliche Untersuchungen in den USA (z.B. Cockrell 1971, Knudsen 1973, Keylwerth 1954), aber auch z.B. in Deutschlands renomierter Niedersächsischer Forstlichen Versuchanstalt (Knigge 1982, 1983, 1984 & Guinon 1983) haben die alten Stories über die Minderwertigkeit des BM-Holzes schon vor langer Zeit widerlegt. Von Kleinschmitd (1984), aber auch von der NRW LÖLF (1986) und insbesondere schon von unser aller "Ziehvater" E. J. Martin (DDG Mitteilungen 60, 1957/58) wurden die positiven Holzeigenschaften ausführlich beschrieben. Verwendungsmöglichkeiten z.B. laut Kleinschmidt: "Bauholz, Möbel, Kisten, Leichtfässer, Boootsbau, Blindfuniere, Außenverkleidung, Täfelung". Als Vorteile werden bes. die schöne-dunkelrotbraune Farbe, das gute Stehen, das Halten von Nägeln, und die leichte Bearbeitbarkeit beschrieben. Nachteil ist die mit der geringen Rohdichte verbundene Empfindlichkeit.
Die
forstliche Anbaueignung wurde nach verschiedenen Kriterien überprüft. So wurde in der niedersächsischen Versuchsanstalt ein 12 Jahre dauernder Herkunftsvergleich mit 30 verschiedenen Herkünften aus dem natürlichen Verbreitungsgebiet durchgeführt und Frosthärte, Wuchsverhalten und genetische Variationsbreite verglichen (Dekker-Robertson, Svolba, 1992). Anpflanzungen wurden z.B. in Kaldenkirchen von der LÖLF in NRW wissenschaftlich über viele Jahre begleitet.
Das Resultat all der Untersuchungen waren Merkblättern und Empfehlungen für die Forstpraktiker, in denen der Anbau damals kampagnenartig propagiert wurde.
Dann kam irgendwann
die Wende: Politisch korrekt waren nur noch „einheimische, standortgerechte“ Baumarten; Fremdenfeindlichkeit machte sich im Wald breit, „invasive“ Pflanzen wurden zum großen Bedrohungsszenario und das bei Leuten, die häufig weder Tanne von Fichte, noch Eiche von Buche unterscheiden konnten. Aber der prägnante Mammutbaum ist selbst im Winter für alle erkennbar. Forstbehörden gerieten unter öffentlichen Druck, in NRW wollte die damals zuständige Ministerin Bärbel Höhn (ansonsten eine Klassepolitikerin!) allen Ernstes z.B. das ganze 250 ha „Versuchsrevier“ Burgholz abholzen lassen und mit Eiche und Buche zu einem „Naturschutzgebiet“ aufforsten lassen.
Heute hat sich die Großwetterlage mal wieder geändert: Selbst der letzte Realitätsverleugner kann den Klimawandel und die Energiekrise nicht mehr ausblenden. Selbst der letzte Stubenhocker fragt sich, warum ganze Eichenwälder z.B. am Niederrhein absterben, ganze Landstriche erste Versteppungsanzeichen zeigen wie in Brandenburg, warum die Sturmschäden Jahr für Jahr enorm ansteigen oder in vielen Gegenden nur noch Mais auf den Feldern steht (für Bioernergiemasse). Plötzlich sind sie empfänglich für neue aber auch alte Rezepte.
Das
neue Rezept heißt Dendromasse durch Kurzumtrieb in Holzplantagen mit z.B. Kiri, Weide oder Pappel.
Ein
altes Rezept heißt Sequoiadendron ( s.
http://www.taz.de/Forscher-pruefen-Power-Baeume/!78590/) mit all seinen bewährten
Vorteilen:
1. Sie gehören zu den am schnellsten wachsenden Nadelbäumen.
2. Sie sind relativ bodenvage. Sie wachsen auf kargen saueren Böden (z.B. bei mir bei ph: 3,4) wie auf nährstoffreichen kalkigen Standorten (wie hoffentlich in Denneloh). Durch ihr anpassungsfähiges Pfahlwurzelsystem sind sie relativ dürreunempfindlich und durchdringen auch verdichtete Bodenstrukturen.
3. Sie bieten im Alter von 60-90 Jahren bestes Qualitätsholz (s.o.) und schon in jungen Jahren viel Dendromasse.
4. Sie sind absolut sturmfest.
5. Bei geeigneter Herkunft (s.o.) sind sie in Deutschland fast überall kälteresistent und wüchsig.
6. Bei einer entsprechenden Vernetzung wird die Artenvielfalt an Bodenflora und Fauna gefördert, wie LÖLF und Martin eindrucksvoll belegen konnten
7. Seine optimale Fortpflanzungsfähigkeit (Samenmenge & Keimrate) erreicht der BM erst im hohen Alter. Keimung ist nur auf mineralischen Böden z.B. nach Brand möglich. Beide Bedingungen machen eine „Invasion“ in Deutschland unwahrscheinlich.
8. Bei geeigneten Waldbaumethoden mit geeigneten Abständen im Misch- oder auch Reinbestand bilden BMs walzenförmige, nicht abholzige Stämme ohne Totäste bis in große Höhen (vgl. z.B. die Bäume mit gleicher Herkunft und gleichem Alter im Park-Freistand ID7919und im Mischbestand mit Eiche ID14033/34). Durch selektive Durchforstungen lässt sich der Anteil abholziger Stämme natürlich auch reduzieren.
Die früher propagierte Wertastung ist übrigens durch die heutigen Harvester überflüssig. Den Holzwert mindern Totäste nicht, wie mir mein Holzfäller-Firma an meinen 53 gefällten 60Jährigen zeigte und auch der Revierleiter in Alpen nach seiner Durchforstung bestätigte (ID14075).
Kurz und gut: Rein forstwirtschaftlich gesehen war, ist und bleibt Sequoiadendron äußerst attraktiv.
So wird also das alte Rezept Sequoiadendron endlich wieder aus der lange tabuisierten Schublade geholt und sogar als neues verkauft (s.TAZ-Artikel). Natürlich sind sofort wieder die alten Gegner aus den „Naturschutz“reihen da. Aber auch die alten Gerüchte und Einzelerfahrungen werden wieder aufgewärmt („der Forstamtsdirektor in Baden Baden“, „der Revierförster mit dem zerspitterndem Stamm in Weinheim“ u.ä.), bleiben hartnäckig im Raum und lassen sich auch durch neue Berichte über sehr zufriedene Holzhändler nicht aufbrechen. Das führt zu einem Problem, das schon der große Botaniker und systematische „Fremdländererforscher“ Schenck 1953/54 beschrieb: „ Was nützen uns alle guten waldbaulichen Eigenschaften des Wunderbaumes, wenn sein Holz keine Abnehmer findet“.
Natürlich bleiben
Risiken, die Wayne zurecht beschreibt:
- Auf Botriospaeria-Schäden und die damit verbundenen Gefahren bis hin zum Absterben habe ich selbst auch schon hingewiesen (s.Thread). Bisher blieben die Schäden auf die Kronen beschränkt (oder?). Auch hat der diesjährige feuchte Sommer viele neue Lebenstriebe geweckt. Grrundsätzlich gilt die Frage: Was können wir sonst noch pflanzen, wenn das so weitergeht: Rußrindenkrankheit und Verticillium-Welke des Ahorns, Stigmina-Triebsterben der Linde, Sphaeropsis-Triebsterben an Kiefer, Kastanienrindenkrebs, Pseudomonas-Rindenkrankheit der Rosskastanie, Eschentriebsterben, Zunahme bei Rinden- und holzbrütenden Insekten. Und das sind nur die „neuen“ Baumkrankheiten, die Prof. Dr. Rolf Kehr (Göttingen) beschreibt.
- Schlechtere Holzqualität durch zu breite Jahresringe: Natürlich werden auf dem gedüngten Maisacker von Denneloh wie in den meisten Gärten und Parks die Pflanzen abgehen wie eine Rakete und große breite Ringe bilden. (Sie werden übrigens so auch viel empfindlicher sein gegen Frost- und Pilzschäden). Das Holz wird vielleicht irgendwann einmal weniger wertvoll sein, aber darum geht´s ja wohl nicht. Im Wald gibt es solche Böden nicht.
Und, war das zak-zak genug ? Hatte zum Glück heute einige Stunden Zeit.
Übrigens sorry Wayne. Da habe ich dich wohl tatsächlich missverstanden und meinen Mammutschutztrieb gegen dich gewandt.
chris