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Durchmesser bei Mammutbäumen - Wo und wie messen ?

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Tuff:
Wo ist der Pflanzpunkt eines Baumes, kann man ihn nach 100 Jahren noch abschätzen ?

Ich stelle mir vor,  wie sich im Wald unter einem BM über 100 Jahre lang Nadelhumus und Astreisig aufhäuft, und die dicker werdenden Wurzeln bis einige Meter weit um den Stamm den Boden anheben. Ein sehr großer Baum wird in weichem Untergrund über die Jahrhunderte durch sein eigenes Gewicht auch signifikant einsinken (was vermutlich der Grund ist, warum man bei den Altbäumen der Sierra Nevada manchmal entsprechend nach oben aufgewölbte, fast eingeknickte Wurzelanläufe sieht). Humus und Äste können verbrennen, Steine und Erde durch Hangrutschungen verlagert werden. Es ist schwer vorstellbar, nach 100 Jahren noch den ursprünglichen Zustand erkennen zu können.

Abseits des BM, wo man das legendäre 'Geländeniveau' suchen könnte, haben ähnliche Veränderungen stattgefunden. Auch hier hat sich Humus angesammelt, eventuell haben Erosionen oder Absackungen stattgefunden, der Boden mag durch Forstarbeiten aufgewühlt oder zusammengepresst worden sein.

Wenn man den Pflanzpunkt aber nicht so einfach aus dem Gelände erkennen kann, wie dann ?

Eigentlich müsste man sich den Baum 'nackt' in der Luft schwebend vorstellen, um dann einen Punkt tief drinnen in der Wurzel zu finden, der dem Pflanzpunkt entspricht. Sozusagen, wo das erste Holz des Sämlings noch drinsteckt, wo der erste innnerste Jahresring beginnt. Diese Vorstellung überfordert schon allein deswegen, weil es bei uns keine mit der Wurzel herausgerissenen BM gibt, von denen man lernen könnte, die man dazu aber auch gründlich aufsägen müsste, was auch keiner tut.

Ich frage mich auch, ob man die Baumhöhe denn nun wirklich durch den Pflanzpunkt definieren muß oder darf. Der normale Alltagsgebrach des Wortes 'Höhe' meint doch wohl immer 'über Grund' und es interessiert nicht, wieviel 'Stamm' noch unter der Erde steckt. Wenn aber nicht der Alltagsgebrauch zählt, worum geht es denn dann ? Ich nehme mal an, um die Gesamt-Holzmasse und damit um die Wuchsleistung. Darf man dazu aber jahrtausendalte Begriffe wie 'Stamm' oder 'Höhe' einfach neu definieren ??

Ist mit 'Stamm' nicht eigentlich immer nur der sichtbaren Anteil gemeint ? Als diese Begriffe erfunden wurden, ging es keinem um die Bestimmung einer theoretischen Gesamtholzmasse, sondern es ging um Sicht- und Greifbares und um den nutzbaren Anteil des Holzes. Wie berechne ich also das 'Stammvolumen' --  das was man vor sich sieht, oder auch unterirdische Anteile, weil ich den Pflanzpunkt verwende.

Ich denke daß man sich hier nicht über wahr oder falsch streiten darf, sondern sich eben auf bestimmte Begriffe und Methoden einigt.

Eines dürfte aber klar sein. Die Vermutung eines 'Pflanzpunktes' wird mit zunehmendem Alter des Baumes immer subjektiver. Gravierender als die Unsicherheiten im Vergleich verschiedener Bäume ist dann die Tatsache, daß am selben Baum jede Messung anders verlaufen wird. Daher meine ich, daß man nachbestem Gewissen einen Punkt festlegen, ihn dann aber auch dauerhaft markieren und dokumentieren sollte.

Karlheinz:
Hallo Tuff, ich teile deine Überlegungen.

In der Vergangenheit bin ich vehement für den Pflanzpunkt als gemeinsamen Basisbezugspunkt für Umfang- und Höhenmessung eingetreten. In der Theorie schien mir das die einzig logische Regelung zu sein. Ich verzweifle aber inzwischen immer öfter an meinen Versuchen, reproduzierbare Messergebnisse zu erzielen. Ein relativ genaues Messergebnis zur Spitze hin wird mit einem von persönlicher Einschätzung abhängigen Wert zum Fuß hin verwässert.

In der Praxis bin ich von dem Orakel der „Pflanzpunktbestimmung“, wie das vor mehr als 100 Jahren vielleicht einmal ausgesehen haben könnte, eigentlich schon abgerückt. Stattdessen versuche ich, den Schnittpunkt der aktuellen Stamm-Mittelachse mit der aktuellen Geländeoberfläche außerhalb der Sockelanhebung zu ermitteln. Auf einem unebenen und gewölbten Hanggelände wie in Auenwald ist auch das natürlich eine schwierige Ermessenssache.
Ich gehe dann so vor: Links und rechts des Baumes setze ich zwei Stöcke in gleicher Höhenlage am Ende des noch eindeutig erkennbaren Sockelbereiches, so dass die Verbindungslinie der Stockeinsatzpunkte durch die Stammachse verläuft (zumindest versuche ich die Stöcke so zu setzen). Ich achte auch darauf, dass die möglichst im gleichen Abstand zur Stammachse stehen. Dann messe ich die Höhendifferenz der Stockeinsatzpunkte zu einem Bezugspunkt am Stamm, von dem aus ich zuvor die Höhe zur Spitze gemessen habe (in Auenwald das weiße Gummiband). Bei der diesjährigen Messung in Auenwald stellte ich fest, dass ich meine Stockeinsatzpunkte gegenüber dem vergangenen Jahr um etwa 18 cm tiefer gesetzt hatte (beide Male bezogen auf den oberen Erdberührungspunkt). Ich hatte also in diesem Jahr die Sockelerhebung wesentlich stärker eingeschätzt. Den Mittelwert beider Jahre habe ich dann als richtig gesetzt.

Besser geeignet für reproduzierbare Messwerte in kurzen Jahresabständen wäre der Mittelwert aus den Höhenlagen des oberen und unteren Erdberührungspunktes. Wenn sich diese Messbasis als mehrheitsfähig herausstellt, hätte ich inzwischen keine Probleme mehr, mich dieser Messlehre anzuschließen. In Fällen mit besonders hohem Sockel könnte man das im Zusatztext vermerken. International, insbesondere in den USA (NTS, AF), scheint mir der Trend eher zum Pflanz- bzw. Keimpunkt zu gehen, zumindest vertreten sie diese Theorie, wobei sie in der Praxis auch von der aktuellen Situation ausgehen (Stammachse, derzeitige Geländeumgebung).


Zu dem Vorschlag mit der Markierung am Stamm:
Eine dauerhafte Markierung irgendwo am Stamm, erkennbar für jeden der diesen Rekordbaum messen will, wäre für Vergleichsmessungen über die Jahre natürlich sehr nützlich, eigentlich unverzichtbar. Siehe z. B. diese Markierung am Stamm der höchsten Douglasie Frankreichs: http://www.monumentaltrees.com/db/39/full/39844.jpg . Eine derartige Markierung sollte im Benehmen mit dem Revierförster, dem Eigentümer oder einer anderen offiziellen Stelle erfolgen. Vielleicht könnte man den Förster dazu bewegen, eine Markierung nach Waldmesslehre anzubringen. Er hätte dann die Aussicht, Jahreszuwachsraten auf unseren Webseiten geboten zu bekommen.
Bei manchen Bäumen findet man auch einen markanten Punkt am Stamm (z. B. ein Astloch), den man als Messbezugspunkt dauerhaft nutzen kann.
Das Problem mit der unklaren Fußpunktbestimmung für die Höhenmessung wird mit einer Markierung allerdings nicht gelöst.

Viele Grüße
Karlheinz

Tuff:

--- Zitat von: xandru am 03-April-2014, 22:37 ---(...)
Und der eine spannt das Maßband, der andere lässt es locker auf der Oberfläche aufliegen.

--- Ende Zitat ---

Uff ! Darüber haben wir noch gar nicht geredet...

Die Berechnung des BHD aus dem Umfang geht von der Kreisformel aus. Wäre es daher sinnvoll, das Maßband zu spannen, und nicht jeder Delle zu folgen?

Wir interpretieren ja den BHD letztlich als Wuchskraft oder Wuchstempo, als Ergebnis des Holzzuwachses oder der Gesamtmasse. Daher ist die Frage wichtig, ob ein BHD diese einigermaßen widerspiegelt oder nicht. Wenn man den Umfang "gnadenlos rund macht" (und zwar außenherum) hätte man Ende Werte, die das Holzvolumen des Stammes übertreiben. Folgt man andererseits jeder Delle, wird der Umfang länger, er entspricht dann einem viel größeren Kreis), und man übertreibt ebenfalls wieder.

Zur Volumenberechung wäre eigentlich eine Interpolation mathematisch korrekt: Der dem Verlauf der Oberfläche am nächsten kommende Kreis (der dann teilweise im Stamm drinnen liegt). Aber Einbuchtungen oder Ausbeulungen (etwa durch Wurzelanläufe) sind ja vielleicht nur in Brusthöhe vorhanden und werden nach oben nicht fortgeführt. Daher sind zur Annäherung an das Volumen auf jeden Fall Messungen in verschiedenen Höhen notwendig (ich würde sagen, mindestens 1m 2m 5m und 10m).

Zur Bestimmung des Umfangs gibts wohl keine eindeutig korrekte Methode, ich glaube wir sollten dann eben das einfachste machen: Das Maßband spannen. Bei großen Getümen sollte man dann - nach Möglichkeit - noch ein paar Maße mehr nehmen.

Die dickeren, ältere Bäume haben ja oft einen astfreien Stamm. Wer Höhen misst, könnte die unerreichbaren Meßpunkte (5m und 10m) bestimmen und fotografisch festhalten (später ins Foto einzeichnen). Es sollte dann möglich sein, anhand des Vergleichswertes in 2m Höhe eine grobe Schätzung abzugeben. Eventuell kann man mit demselben Gerät ja auch irgendwe die Dicke messen, am besten von 2 Seiten (90° Winkel).

Tuff:
Hallo, ich habe hier eine Markierungsmethode für den BHD ausprobiert und würde gerne eure Meinung dazu hören.

Es handelt sich um ein kleines gleichschenkliges Dreieck (Seitenlänge ca. 3cm) welches in die Borke geschnitzt wird. Wenn es aufrecht steht, wie in meinem Beispiel, markiert der horizontale Schenkel unten (die Basis) genau die 130cm vom Pflanzpunkt aus gemessen -- salopp die 'Bauchhöhe' genannt, weil sie oft unter der Brusthöhe liegt.

Steht es hingegen auf dem Kopf, markiert die Horizontale oben die 130cm vom Wurzelansatz aus gemessen (also die Länge des sichtbaren Stammes, die 'intuitive' Sichtweise). Da sich diese Höhe praktisch von Jahr zu Jahr ändern kann, würde ich mich hier nicht festlegen, wo und wie man genau misst: Mittelung über alle Seiten oder eher frei gewählt. Das wäre dann die Brusthöhe nach der Definition der Deutschen Forstwirtschaft wlche sich nicht um langwierige Details schert.

Messung der Brusthöhe impliziert nicht, daß der Pflanzpunkt woanders sein muß - beide können identisch sein. Die Wahl des Brusthöhendreickes signalisiert also lediglich, daß hierbei nicht aktiv versucht wurde, den Pflanzpunkt zu finden. Umgekehrt kann der Pflanpunkt ja auch eher subjektiv (irrtümlich) sein. Man sollte das nicht zu eng sehen.  Eine Unterscheidung der beiden Methoden (und eventuell eine Doppelmessung) macht ja nur Sinn, wenn der Unterschied wirklich gravierend ist - i.d.R. wohl nur bei alten, sehr großen Bäumen. Wer also bezüglich des Pflanzpunktes sehr unsicher ist, wählt einfach das andere Dreieck.

Die Art der Markierung setzt als mizubringendes Werkzeug lediglich ein scharfes kleines Taschenmesser voraus, etwas das für 'Feldforscher' sowieso immer nützlich ist (etwa kann man damit auch das Maßband feststecken. Oder Wurst abschneiden.) und nicht viel Gewicht ausmacht.

Optisch erinnert die Markierung an das 'Naturdenkmal' Dreieck, was eigentlich gar nicht schecht ist. Sollte es später dazu kommen, kann man das Schild ja direkt einpassen.

Und der Schaden für den Baum ist m.E. fast genau Null.

Sollte das Dreieck im Laufe der Jahre undeutlich werden, kann man es nachschneiden.

Also, vielleicht hat jemand Einwände oder eine bessere Idee ?

Tom E:
Einwand! Nein nicht wirklich, nur ob es das wirklich braucht?  ???

Ich bin z.B. ein Mensch, der mit der Pflanzpunktmessung nie eins werden wird. Besonders in schwierigem Gelände ist da viel Willkür dabei. Eine Markierung würde hier nur die Meinung eines einzelnen Messers festhalten, jemand anders sieht den Punkt vielleicht wo anders.

Die normale Brusthöhenmessung erfolgt 1,3m über dem höchsten Punkt/der Hangoberseite. Da gibt es wenig zu rütteln oder willkürlich zu entscheiden. Die Unterschiede bei der Höhenänderung sind zwischen den Messintervallen (vllt. 10 Jahre?) so gering, dass sie erstmal nicht groß ins Gewicht fallen. Eine andere Sache ist, dass es für mich relativ uninteressant ist, ob ein Baum jetzt besonders große Wurzelausläufer hat oder einfach nur mega abholzig ist. Je tiefer der Messpunkt fällt, desto schlimmer wird das.

Hangbäume stellen ein besonderes Problem dar, da die Pflanzpunktmessung je nach Hangneigung, und/bzw. ab einem gewissen Durchmesser gar nicht mehr funktioniert. Dafür habe ich mal die Paintkünste ausgepackt, das sollte das PPP (PflanzPunktProblem) am Hang gut zeigen.

Markierungen braucht man meiner Meinung nach nur, wenn man den Zuwachs an langsam wachsenden / besonderen Bäumen bestimmen will. Bei Mammutbäumen kann man sich darüber streiten, ob der Baum jetzt 7,50 oder 7,60m BHU hat. Besonders, wenn durch die Wurzelanläufe jede Messung einen leicht anderen Wert mit sich bringt.

Gruß
Tom

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