Remi,
Ein Baum trocknet so schnell nicht aus, da können sich noch einige Käfergenerationen verlustieren...
Ich gebe zu mein Vorschlag ist gewagt, und im derzeitigen Massenvermehrungs-Klimawandel-Szenario droht sogar Gefahr für Leib und Seele
... es kommt aber auch aufs Timing an und wie man die Sache 'verkauft'.
Ich würde gerne mal analysdieren ob es hier nicht doch eine Chance gibt.
Zum timing: Die Brutaktivität von Ips typographus (der hierzulande wichtigste Borkenkäfer) ist in der Regel Mitte September abgeschlossen. Danach fliegen sie zwar noch, bohren aber keine Brutkammern mehr, sondern suchen Winterquartiere. Noch vorhandene Larven überwintern und fliegen erst im April aus.
Als ersten Ansatz müsste man also klarstellen, daß es für einen befallenen Baum von Oktober bis März egal ist, ob er sofort gefällt wird oder erst später. Damit haben wir ein Zeitfenster, in dem wir die Käferbrut in der Rinde unschädlich machen wollen. Was wäre theoretisch möglich ?
Die einzige Methode, welche andere Waldbesitzer akzeptieren würden, ist das Entfernen oder Abbrennen der Rinde.
(a) Am stehenden Baum wäre das Entfernen nur mit einem Harvester möglich. Wenn der sowieso zur Ernte da ist, könnte man das aber mal versuchen. Es muss nicht 100% sein (Rindenreste vertrocknen schnell) und kostet ihn nicht viel Zeit, vielleicht maximal 5 Minuten. Er kommt aber am stehenden Baum nicht sehr hoch - vielleicht nur 5m. Aber nehmen wir mal an, an einem Oberhang käme ein großer Harvester sogar 8m hoch. Dann müsste die obere Hälfte des Baumes dort gekappt werden. Das sieht nicht schön aus, für den Specht wären 8m aber gerade noch genug, glaube ich.
(b) Abbrennen ist deshalb eine Option, weil man es im Winter bei trockener Witterung machen könnte. Aus Sicherheitsgründen müsste man dies wohl auf eine kleine Gruppe beschränken, die einen Mindest-Abstand zu benachbarten Fichtenkronen hat - sagen wir mal 10m, wenn man einen leistungsstarken Feuerlöscher dabei hat, oder eine Wasserpumpe, und wie gesagt im Winter bei tiefen Temperaturen. (Ich habe eine Menge große Feuer in meinem Fichtenwald gemacht, teilweise mit weniger als 3m Abstand zu lebenden Bäumen, und wage mich daher, das mal so zu behaupten.)
Wenn eine Käferecke kahlgeschlagen wird, könnte man mit genügend Abstand eine Gruppe in der Mitte der Kahlschlagsläche stehenlassen.
Es klingt bescheuert, weil in Deutschland alle totale Panik vor Feuer haben (anstatt es als kontrollierbares Werkzeug anzusehen) - aber im Grunde benötigt man einen Flammenwerfer ... alternativ könnte man den Baum mit einer heissen Wachs-Lösung einsprühen. Es findet sich jedenfalls bestimmt eine ökologisch unbedenkliche Substanz. Nach dem Anzünden wird das frische-feuchte Holz sich bei tiefen Temperaturen nicht entzünden, weil die Flammen schnell drüberhinwegziehen, aber die Hitze durch die verkohlende Borke sollte die Käfer töten.
Die Nadelkrone wird und soll voraussichtlich Feuer fangen und teilweise abbrennen, was ebenfalls sehr rasch geschieht.
Alles ist aber leider ungewiss - man muss es einfach mal austesten, iealerweise an ein paar 'Restbäumen' in einem Kahlschlag. Ich glaube, man kann das richtige "wie" für eine eine >90% Vernichtungswahrscheinlichkei t ausarbeiten.
Natürlich ist es auch im Winter verboten, im Wald Feuer zu legen. Man braucht also eine Ausnahme-Genehmigung des Forstamters. Weil der Ansatz interessant ist (zur raschen kostengünstigen Käferbekämpfung), kann ich mir vorstellen, daß man diese unter Auflagen bekommt. Und eine dieser Auflage ist garantiert die Anwesenheit eines Feuerwehr-Löschtrupps. Die machen das aber vielleicht nicht oder nicht kostenlos.
Dann wäre die beste Option noch, das als technischen Versuch unter forstlicher Aufsicht durchtzuführen, vielleicht auch mit wissenschaftlicher Betreuung (Stichworte "Feuerökologie Goldammer") - und der Aufwand wird dann aus Forschungsgeldern zum Waldumbau beglichen. Ein langer Verwaltungsweg ... aber es wäre machbar.
Mehr fällt mir im Moment nicht ein. Außer Variante (c) - einfach machen wenn keiner hinguckt ... zu Silvester etwa
Und nun noch zum 'Marketing' ... viele kleine Privatwaldbesitzer hier in NRW haben derzeit Käferecken und weder die Ressourcen, noch das Interesse und oft auch nicht das Wissen, hier etwas zu unternehmen. Zumal der Holzpreis im Keller ist, sind sie überhaupt nicht motiviert, einen Harvester oder eine Waldarbeitertruppe zu bezahlen, und sich mit angrenzenden Besitzern organisieren, ist ihnen total fremd. Es sind inzwischen überall tote braune Fichtengruppen zu sehen, jeweils 5-20 Bäume, und es passiert - gar nichts. Ein Waldbauer, der wenigstens noch in der Nähe seines Waldews wohnt, hat mir neulich noch gesagt, er lässt seine toten Bäume stehen bis der Holzpreis wieder besser ist ...
Nun hat die Landesforstverwaltung jedoch offiziell klargestellt, daß kleine Käfergruppen NICHT aufgearbeitet werden sollten, weil Transport- und Sägewerkskapazitäten sowieso schon total überfordert sind. (Es ist nicht mal einfach überhaupt einen Harvester zu bekommen.) Die vorhandenen Kapazitäten sollen auf größere befallene Flächen vorrangig konzentriert werden !
Damit hat man für kleine Käferbaumgruppen quasi einen Freischein. Und bis sich die Verhältnisse ändern, sind diese Bäume dann sowieso nicht mehr relevant.
Vielleicht kann man diese Argumente auch bei Dir anwenden, remi ? Nennen wir diese Strategie mal 'nichts als Ausreden!'
Beliebt ist zB. auch immer 'in den nächsten Wochen absolut keine Zeit !' weil wegen xy und z ... Die ist natürlich nicht einfach, wenn alle Nachbarbestände ebenfalls Fichten sind, und die Besitzer wissen, daß man nicht gerade am Hungertuch nagt und daher eine Maßnahme auch unter Verlust bezahlen könnte ... es kommt eben auf die genaue (soziale) Situation an. Und wieviel Ärger man sich leisten kann
Remi Du kannst ja mal überlegen ob sich nicht doch was machen lässt. Aber bevor Du dann am nächsten (Mammut-) Baum aufgeknpüpft wirst, hol die verdemmten Dinger eben runter ... !
Ich habe früher einmal Holz im Wald gelagert (allerdings natürlich liegend u. gestapelt), da ich keine Notwendigkeit sah, es sofort nach Hause mitzunehmen. Schließlich dachte ich schlicht nicht mehr daran. Nach zwei Jahren war plötzlich der Käfer drin, frische Bohrlöcher überall, hunderte...Dann sind die Stämme wohl nicht ausgetrocknet, was bei dichter Lagerung und in normal-feuchten Jahren leicht passieren kann. Ich habe vor 20 Jahren mal 20 mittelstarke Fichtenstämme kreuzweise im Quadrat gestapelt (von Hand mit Zimmermannstechnik - heute würde ich das nicht mehr tun ...) das hat gut funktioniert.
Habe aber auch ein Schäleisen ...
ps. Was ist eigentlich mit dem Schlagraum geschehen ?