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Feuerökologie und Erdgeschichte

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Tuff:
Was kann uns eine bestimmte Eigenschaft über die erdgeschichtliche Entwicklung der Art sagen ?
Manchmal werden Eigenschaften von Lebensformen als solche erst durch das Herausstellen der Unterschiede klar.
Als Beispiel möchte ich wieder einmal Sequoiadendron wählen, und zwar unter dem Gesichtspunkt 'Feuerökologie'.

Tuff:
Küstenmammutbäume wachsen in einem milden Klima mit hoher Luftfeuchte in dem eine extrem starke Konkurrenz herrscht. Sie müssen sich in der Regel durch den Schatten von Bodenvergetation und später von anderen Bäumen durchkämpfen. Es ist konsequent dass Sequoia weitgehend auf Reproduktion durch Keimlinge verzichtet, und stattdessen sehr erfolgreich klonale Wurzelbrut macht.

Bergmammutbäume hingegen sind auf eine praktisch vegetationsfreie Fläche angewiesen, sie brauchen in ihrem ganzen Leben vom Keimling bis zum Altbaum so viel Licht wie moeglich um ihre volle Wuchskraft und ihren typischen Habitus zu erlangen. Die Konkurrenz muss hier offensichtlich irgendwie ausgeschaltet werden. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Anpassung an Katastrophen, wie etwa regelmässiges Feuer (wobei noch zu klären wäre welche Art von Feuer und wie es an Ort und Stelle gelangt).

Wenn das die Bedingungen sind unter denen sie sich im Laufe der Erdgeschichte entwickelt haben, warum müssen sie dann überhaupt noch (1) besonders hoch und (2) extrem dick werden ?

Chrossi:
Ist jetzt mal ne blöde Frage (Wenn es denn überhaupt blöde Fragen gibt ;) )

Gehört es eigentlich zur Evolution der Mammutbäume (alle 3 Arten), dass sie heute und in den letzten Jahrzehnten hauptsächlich (?) durch den Menschen vermehrt und auf der ganzen Welt verbreitet werden? Zum Beispiel wachsen die BM jetzt überall (Europa, Neuseeland usw.)...
Ist mal so eine grundsätzliche Frage! :)

Tuff:
Christian, das ist eine sehr gute Frage. Der menschliche Einfluss (Verbreitung, Zuechtung) gehoert nach der klassischen Definition nicht zur Oekologie einer Art. Ein moegliches Konzept wäre 'Symbiose' -- aber die Komponente die hierbei fehlt ist die gegenseitige Abhängigkeit. Bei Kulturpflanzen wie Mais oder 'Brotbaumarten' wie Fichte und Buche koennte man vieleicht noch darueber diskutieren, sie haben die menschliche Kultur in Nord- und Mitteleuropa entscheidend befoerdert.

Das Verhältnis von Mensch zu Mammutbaum ist nicht einfach zu fassen. Es ist so dass von den immer schon seltenen Sequoiadendron-Reliktbeständen nur noch etwa 10% vorhanden sind. Die Menschen haben es fertig gebracht Flächen komplett zu entwalden und sogar noch die Aeltesten (3000+) zu fällen. Ihnen war der eigentliche Wert dieser Wälder gar nicht bewusst.

In den Nationalparks der Sierra wurde zudem mehr als hundert Jahre lang Feuer unterdrueckt. Dadurch gibt es nun ein 'Loch' in der Alterspyramide von Sequoiadendron, weil in dieser Zeit fast nicht nachwachsen konnte: Die Bodenvegetation hat es verhindert. Mittlerweile hat man aber dazugelernt und betreibt ein so genanntes 'Feuermanagement'.

Solange sich die gepflanzten Bergmammutbäume in Europa nicht von selbst vermehren, sind sie oekologissch gesehen nicht heimisch und eher als exotische Rarität in einem riesigen Zoo anzusehen, etwa wie Eisbären. Darum ist die Frage ob diese Art zur natuerlichen Vermehrung unbedingt Feuer braucht essentiell.

TaunusBonsai:
Ich finde es beachtenswert, wie die Mammutbaumarten den Menschen dazu gebracht haben, sich um ihre Reproduktion zu kümmern... ;)


wissenschaftlicher Gruß
aus'm
Taunus
vom
Ralf

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