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Hallimasch

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Tuff:
Weiterführende Literatur:

[1] Armillaria in der Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Hallimasche
http://de.wikipedia.org/wiki/Hallimasche#Arten_.28Auswahl.29

[2] Waldwissen.net
http://www.waldwissen.net/themen/waldoekologie/pilze_flechten/wsl_hallimasch_arten_DE

[3] Zu VA-Mykorrhiza der Gattung Glomus siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Arbuskul%C3%A4re_Mykorrhizapilze#Kennzeichen
http://de.wikipedia.org/wiki/Glomus
http://en.wikipedia.org/wiki/Glomus_%28fungus%29

Tuff:
Wie kann ich einem Hallimaschbefall erkennen ?

Um die Befallsmerkmale in einem fühen Stadium zu entdecken, in dem noch nicht klar ist wie es um den Baum steht, muß man den Stammfuß und oberflächennahe Wurzeln untersuchen. Rhizomorphen sind mit ein wenig Erfahrung auch entlang der Wurzeln im Humus zu entdecken.

Die einzige sichere Methode zu erkennen daß ein Baum vom Hallimasch befallen wurde, ist, die  Rinde abzulösen und darunter entweder die schwarzen Rhizomorphen zu entdecken, oder das weißliche fächerförmige Myzel. Da hierdurch die Infektionsgeefahr durch Sporen anderer Pilzarten erhöht wird, ist diese Art der Untersuchung wohl nur an bereits klar absterbenden Bäumen (posthum) sinnvoll.





Neben den genannten Merkmalen ist ein Biolumineszenztest zur Feststellung von Hallimsch-Hyphen (feinen kaum sichtbaren Fäden) im Holz möglich. Dabei kan im Dunkeln bei frisch von Hyphen durchzoegenem noch festem Holz ein schwaches Leuchten festgestellt werden. Das Holz muß frisch sein, es darf nicht austrocknen.

Wenn Fruchtkörper beobachtet werden, ist das noch kein Grund zur Panik. Es kann es sich um eine harmlosere Unterart, sogenannte Klein-Arten (Biotypen), handeln: Zum Beispiel ist Armillaria mellea lange nicht so aggressiv wie A. ostoyae. A. mellea befällt eher Laubbäume, etwa Obstbäume, und seltener Nadelbäume. Die Aggressivität eines Biotyps andererseits auch von seiner Ernährung abhängig, so wird ein Stamm aggressiver wenn er sich jahrelang nur saprotroph (von totem Holz) ernährt hat.

Die Biotypen sind an den Fruchkörpern leider nicht immer leicht zu unterscheiden, denn die Erscheinung von Pilzen ist u.a. stark vom Alter und von der Witterung abhängig. Nach jahrelanger Beobachtung einer Fläche, mit deren Eigenarten man dann sehr vertraut ist, und durch den Vergleich mit den Erfahrungen aus der Region kann man jedoch abschätzen um welche Biotypen es sich handelt und wie sie reagieren.

Wenn ein Baum kränkelt, und in dessen Nähe ungefähr zur selben Zeit Hallimaschfruchtkörper auftauchen, kann es ein zufälliges Zusammentreffen zweier unabhängiger Ereignisse sein. Der Baum kann aus einem anderen Grund kränkeln - in Frage kommen zum Beispiel Rindenpilze (Botryosphaeria), Wassermangel, Nährstoffmangel, Sonnenrindenbrand, Wurzelabrisse durch Sturm oder vom Blitz abgetötete Wurzeln. Der Pilz hingegen kann sich von totem Holz ernähren, etwa von den Wurzeln eines benachbarten Baumes der schon lange abgestorben ist.

Tuff:
Was kann ich tun um einem Hallimaschbefall vorzubeugenn ?

(1) Der Pilz kann wenige Meter durch wurzellosen Boden zurücklegen. Er breitet sich daher überwiegend von einer Baumwurzel zur Nachbarwurzel aus. Er kommt deshalb hauptsächlich im Wald oder in Parks vor. Insebsondere sommertrockene Zonen wie sonnenbeschienene Rasenflächen werden vom Pilz gemieden. Solitär stehende Bäume haben also eine sehr viel bessere Chance nicht infiziert zu werden.

(2) Nach Lukas Wieser (Walenstadt, CH) sind Bäume mit Wurzelverletzungen sehr viel gefährdeter als gesunde vitale unverletzte Bäume. Verletzungen der Wurzel können zum Beispiel durch Tiefbauarbeiten, unsachgemäßes Befahren mit schwerem Gerät, oder durch heftige Windbewegungen verursacht werden. Bezüglich des letzten Falles wäre ein sturmsicherer Baum mit tief herabreichender Krone (= tiefer Schwerpunkt) und großem Wurzelteller (= Wurzelraum und Ernährung gut) zugleich weniger anfällig für Wurzelpilze. Eine weitere nicht zu unterschätzende Ursache für Wurzelverletzungen sind Wühlmäuse.

Es ist andererseits bekannt daß auch gesunde Bäume befallen werden, und man geht davon aus, daß Hallimasch-Rhizomorphen sich mittles eine Enzymes in unvereltzte Rinde einbohren können (mündl. Mittlg. Helgo Bran, Freiburg).

Es besteht aber die Möglichkeit, daß die spezielle Rindenstruktur von Sequoiadendron und Sequoia dem Hallimasch nicht 'schmeckt', oder seine Enzyme unwirksam macht. Da es so wenige Dinge gibt die man überhaupt tun kann, sollte man diese Chance ergreifen und die Bildung einer dicken Borke fördern, etwa durch Wässerung und eine zielgerichtete Düngung. Details hierzu müssen noch ausgearbeitet werden, es ist aber plausibel daß bei raschem Wuchs ganz allgemein mehr Borke gebildet wird.

(3) Der Hallimasch hat übrigens noch eine weitere Strategie auf Lager. Er kann im Inneren eines hohlen Baumes saprotroph von innen nach außen den Baum weiter aushöhlen (beobachtet von Herrn Bran in Vörstetten / Freiburg, in alten Eichen (!) und Pappeln.)

(4) Ein gesunder Mantel aus Mykorriza-Pilzen kann die Anfälligkeit für parasitische Pilze deutlich mindern. Es ist allerdings ein Märchen, daß Mykorrhiza vor Hallimaschbefall schützen können, da dieser nicht die Feinwurzeln, sondern in ältere, ein- bis mehrere Zemtimeter dicke Wurzeln (ohne Wurzelhaare) eindringt.

Dennoch ist die Förderung von Mykorrhizapartnern immer eine sinnvole Sache. Man kann versuchen diese dort, wo sie fehlen, etwa durch Impfen der Wurzeln anzusiedeln. Sequoiadendron wird u.a. von vesicular-arbuscularen Endo-Mykorrhiza der Gattung Glomus besiedelt [3].



Tuff:
Kann ein befallener Baum noch gerettet werden ?

Um es kurz zu sagen: Nein. Typischerweise befällt Armillaria Bäume durch unterirdisch kriechende Wurzelstränge (Rhizomorphen), die unter der Rinde stammaufwärts wandern und ein breit gefächertes weißes 'Verdauungs-Myzel' ausbilden. Wenn sich Fruchtkörper zeigen kann der Baum schon einige Jahre lang in dieser Weise befallen sein, und hat dann keine Chance mehr.

Es stellt sich die Frage ob der Baum selbst über Abwehmechanismen verfügt. Da der Pilz sich durch das Kambium frißt, ist jedoch leider auch durch Harz (welches Taxodiaceen aber sowieso nicht besitzen) keine interne Abwehr möglich.

Die einzige Abwehr ist daß ein Befall gar nicht erst stattfindet.

Theoretisch könnte eine bestimmte Baumart befallen werden, dem Hallimasch nach einem ersten Befall dann aber doch nicht 'schmecken' (etwa weil der Baum Abwehrstoffe produziert), so daß der Pilz aufhört weiterzuwachsen. Solche Abwehrstoffe sind ir nicht bekannt; sie müssten extrem wirksam sein um einen derart robusten Pilz zu beeindrucken. Immerhin gilt es als erwiesen daß Eiben nicht vom Hallimasch befallen werden. Auch Ginkgo scheint gegen Hallimasch resistent zu sein, ein Befall wurde jedenfalls bisher nicht berichtet (1). Sequoiadendron hingegen habe ich durch Hallimasch absterben sehen, was anhand der Rhizomorphen und des Myzels am gefällten Baum bestätigt wurde.

Da Hallimasch ein sehr extensives Geflecht entwickelt, welches einen ganzen Wald durchziehen kann, ist es meines Wissens nicht möglich den Pilz 'auszurotten', außer vielleicht (theoretisch) durch den unwirtschaftlich massiven Einsatz von hochkonzentrierten Funigziden welche ebenfalls alle Mykorriza-Pilze und nützlichen Zersetzer treffen würden und damit dem Wald mehr schaden als nutzen. Im Prinzip gelten für Fungizide dieselben Bedenken wie für Antibiotika.

Mir ist derzeit nur ein Beispiel bekannt wie durch einen Naturprozess eine Befreiung von Parasiten stattfinden kann. Diese Beispiel liefert Sequoiadendron, welcher als ausgewachsener mehrere Meter breiter Baum fähig ist heiße Bodenfeuer zu überleben, welche Kubikmeter seiner Wurzel- und Stammfußmasse wegbrennen, in der Tiefe des Stammes aber an Sauerstoffmangel ersticken. Es ist nur sehr massigen Bäumen möglich solch ein Ereignis zu überleben, und sowohl Risiko als auch Preis sind sehr hoch. Holzameisen und Wurzelpilze sind danach aber zumindest sehr stark reduziert.

Fußnote (1) Nach einer mündl. Mittg. des Pilzsachverständigen Helgo Bran, Freiburg, könnte Ginkgo gegen Hallimaschbefall resistent sein. Welche Mechanismen dies ermöglichen ist noch nicht geklärt.)

DerAchim:
Habe gestern mal 2 Bilder einer Weide gemacht und wollte mal nachfragen ob dies Hallimasch sein könnte.
Es scheinen dort auch ziemliche viele davon befallen zu sein. Mein bedenken ist nun ist es eigentlich möglich das der Hallimasch auch die anderen Bäume befällt? Dort stehen nähmlich noch alte Rotbuchen?

Gruß Achim

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