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Autor Thema: Stratifizieren  (Gelesen 3106 mal)

Tuff

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Stratifizieren
« am: 19-Juni-2008, 11:41 »

Ich möchte hier einmal der Frage nachgehen, welche Mammutbaum-Arten eine Stratifikation benötigen und wie man sie am Besten durchführt. Dabei möchte ich mit dem Begriff 'Stratifikation' alle Wirkungen zusammenfassen die unter kühlen, dunklen, und feuchten Bedingungen zu einer verbesserten Keimung führen. Bitte beachtet daß es auch Pflanzenarten gibt die eine warme Stratifikation benötigen, oder einen Wechsel, und daß der Begriff 'Stratifikation' eigentlich die Aufhebung einer biochemischen Keimruhe (Dormanz) bedeutet, also nur für Arten gilt welche ohne Stratifikation auf keinen Fall keimen können. Ich möchte diesen Begriff hier aber etwas weiter fassen, da es in der Praxis auf dasselbe hinauskommt.

Es gibt verschiedene Typen, die ich mal provisorisch mit folgenden Schlagworten beschreibe:

neutrale Art: Die Art braucht keine wie auch immer geartete Stratifikation, sie keimt etwa genauso gut ohne wie mit einer solchen Behandlung.

reaktive Art:: Braucht keine Stratifikation, jedoch wirk eine solche förderlich (reagiert also darauf)

dormante Art: Braucht unbedingt eine Stratifikation ohne welche eine Keimung ausgeschlossen ist. (Dormanz=Keimruhe die durch Stratifizieren beendet werden soll)

sensible Art: Eine Stratifikation kann eher schaden als nützen.

Dabei ist eine 'reaktive' Art eine bei der durch eine Stratifikationsbehandlung die Keimung beschleunigt und synchronisiert wird, das heißt, alle Samen keimen mehr oder weniger gleichzeitig. Die Keimrate selbst erhöht sich nicht oder nur unwesentlich. Das bedeutet, ohne Stratifikation würden ungefähr dieselbe Anzahl von Samen keimen, nur wird es sehr lange dauern bis die letzten Nachzügler endlich alle draußen sind..

Welche Rolle spielen die einzelnen Faktoren einer Stratifikation eigentlich genau ?

Feuchte: Wasseraufnahme. Ohne Wasseraufnahme kann der Samen nicht die Stoffwechselprozesse durchführen welche die Keimung einleiten.

Dunkelheit: Es ist plausibel daß durch Licht die Keimung angeregt wird sobald der Samen genug Wasser aufgenommen und 'verdaut' hat. Dunkelheit verhindert also eine Keimung. Dadurch werden die Samen in einem Zustand der Aktivierung gehalten, in dem sie erst nach der Aussaat, und dann alle gleichzeitig, keimen.

Kühle: Dasselbe gilt für die Kühle. Sie verhindert ein vorzeitiges Keimen derjenigen Samen welche schneller als andere Wasser aufgenommen haben.

Ein weiterer Faktor der gemeinhin etwas übersehen wird ist Sauerstoff. Ohne Sauerstoff wird eine Keimung ebenfalls unterbunden. Auf diesem Prinzip beruht vermutlich das Zapfenpigment von Sequoiadendron, welches die Samen in einem sauerstoffarmen feuchteregulierenden Gel einschließt.

Auch vorbereitende Prozesse im Samen können vermutlich nur bis zu einem bestimmten Grad ohne Sauerstoff ablaufen. Daher erzielt ein kühles Wasserbad - als einzige Maßnahme - wahrscheinlich nicht dieselben Wirkungen. Es kann jedoch das Quellen der Samen beschleunigen, welches vielleicht der wichtigste und weiteste Schritt der Keimvorbereitung ist.

Wenn wir die Samen von Sequoiadendron, Sequoia, oder Metasequoia im Kühlschrank in feuchtem Vermiculit über Tage oder Wochen stratifizieren, und danach erwartungsgemäße Keimerfolge beobachten, dürfen wir nicht automatisch schlußfolgern daß sie dormante Arten sind. Es könne sich sowohl um reaktive als auch neutrale Arten handeln. Die Aufklärung des Types (nach obiger Klassifikation) für die einzelnen Mammutbaum-Arten wäre ein großer Schritt hin zur einer Empfehlung wie man die jeweiligen Samen richtig behandeln sollte.

Dazu ist eine erste wesentliche Frage, welche Beobachtungen wurden zu welcher Art gemacht ?
Versucht bitte einmal nur die genauen Fakten zu beschreiben, ohne sie gleich zu interpretieren. Wenn man diese Beobachtungen nebeneinander stellt, hat man vielleicht das Glück daß etwas klar wird. Zumindest können ein paar Dinge dann wahrscheinlich ausgeschlossen werden, das ist auch schon etwas. Wichtig ist aber, daß es mal an einer Stelle zusammengestellt wird, auf die man sich dann beziehen kann.

Von Bedeutung ist die genaue Art der Behandlung, aber auch welche Ausgangssituation vorlag: Waren es Samen aus dem Handel, und wo kamen sie dann her, von europäischen Samenbäumen oder aus dem Ursprungsland ? Oder wurden sie selbst gesammelt, etwa aus frisch getrockneten Zapfen gewonnen - welche dann unreif oder 'unfruchtbar' gewesen sein könnten mit dem Ergebnis einer miserablen Keimung, die man dann aber nicht auf die Stratifikation schieben kann. Damit zusammenhängend: Wie wurden die Samen vor dem Einsäen gelagert ? Sind sie dabei eventuell schon zu stark ausgetrocknet, oder durch direktes Sonnen-UV-Licht sterilisiert worden ? Zu viel UV-Licht trifft die Samen auch bei Einsaat auf der Substrat-Oberfläche, wenn sie an einem Sonnenfenster ohne einen wirksamen UV-Schutz stehen.

Weitere Dinge die berichtet werden sollten: Ungewöhnlich frühe oder späte Saatzeit; wie war die Wärmezufuhr; Besonderheiten des Substrates. Es ist auch wichtig zu erfahren ob es andere, vergleichbare Saaten gab, die ähnlich behandelt wurden und wie diese gekeimt sind.

Wer der Frage nach der richtigen Stratifikation nachgehen möchte, sollte allerdings von vorneherein einen systematischen vergleichenden Versuch anlegen. Dazu brauch man naturgemäß eine relativ große Samenmenge, um Zufälle auszuschließen [1]
 
Der Material- und Zeitaufwand der später mit den evtuellen Keimlingen verbunden ist motiviert allerdings nicht unbedingt. Praktischerweise verknüpft man einen Keimungs-Versuch, bei dem zu viele Keimlinge entstehen, deshalb mit einem anderen, etwa einer Frosthärte-Selektion. Dabei bleiben naturgemäß nur wenige Keimlinge übrig (aber die haben es dann in sich!).

[1] Fußnote: Ein möglicher Versuch wäre zum Beispiel

1. Samen gewässert und nicht stratifiziert
2. Samen nicht gewässert und nicht stratifiziert
3. Samen gewässert und 2 Wochen dunkel gekühlt
4. Samen nicht gewässert und 2 Wochen dunkel gekühlt

Gehen wir einmal von mindestens 150 taugliche Samen in jedem Versuchszweig aus. Tauglich bedeutet daß sie bei richtiger Behandlung alle einen Keimling bilden. Das rechnet sich bei einer Art mit 30 % Keimungsrate zu rund 500 Samen um, bei 4 Versuchszweigen wären das 2000 Samen. Zum Vergleich: Ein Seuquoiadendron-Zapfen enthält etwa 200-300 Samen, davon sind aber viele (aus den Zapfenenden) nicht fertil. Nehmen wir nur die 100 besten Samen jedes Zapfens, brauchen wir also 20 gute Zapfen. Wichtig: Die Samen aller Zapfen müssen in einem gemeinsamen 'Pool' gemischt werden, damit die Ergebnisse vergleichbar sind, also nicht etwa einen einzelnen Zapfeninhalt komplett als einen Versuch einsäen, denn der Zapfen könnte zufällig besonders gut oder schlecht sein.
« Letzte Änderung: 30-August-2008, 00:04 von Tuff »
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