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Wollemi Pine: Zwischenbilanz

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PaddyPatrone:
In dem Video hier ist auch die Rede davon durch Saatgut genetische Vielfalt zu sichern um einen Robusten Genpool zu schaffen und die Pflanze so vorm Klimawandel zu sichern...

http://www.youtube.com/watch?v=houFH4LUoyw

Gruß
Patrick

denniz:

--- Zitat ---Natürlich ist der Flaschenhals bei der Wollemi schon beim absoluten Minimum
--- Ende Zitat ---

Genau. Die spannende Frage dann auch wie lang dieser Hals wohl ist.
(Wie viele Generationen lang hat sich die Pflanze mit sich selbst bestäubt?)
Resultieren dann daraus sowohl positive als auch negative Inzuchteffekte?

Toller Baum jedenfalls.

Gruß Denniz

Waldläufer:
Hallo,
hatte bisher keine weitere Kenntnis zur Wollemie Pine und habe mich vorher nur in
das nötigste eingelesen.
Für mich sieht die Sache so aus -
Wollemie Pine kann sich sowohl über Samen als auch vegetativ als Ausschlag aus der Stammbasis vermehren.
Vermutlich ähnlicher Fall wie bei den südlichsten Redwoodvorkommen bei Monterey in den Bergen.
Auch dort sind in einzelnen Canyons fast identische Pflanzen zu finden. Ursache vor allem vegetative Vermehrung
und vermehrt Selbstbestäubung. Bei der Wollemie Pine erzeugen offenbar nur dominante Kronen die im Licht stehen
keimfähige Samen. Vermutlich dort eher Mangelware. Nichts desto trotz gibt es dort offensichtlich Naturverjüngung.
Dies alles würde zumindest weitgehend die genetische Gleichschaltung erklären.
Trotzdem gibt es wohl keinen anderen Weg als Sämlingspflanzen untereinander zu kreuzen in der Hoffnung,
daß sich langsam eine Diversität einstellt.

                                                   Viele Grüße            Bernt

Odysseus:
Zur genetischen Variabilität hab ich hier mal zwei Beiträge aufgeführt.

- Fazit von 1: keine genetische Variation bei Wollemia, eine sehr geringe bei der Familie der Araucariaceae, zu der die Gattung Wollemia gehört. Sie hat aber trotzdem seit der Kreide überlebt.

- Fazit von 2: Untersuchung der genetischen Variationen von Wollemia und 2 Arten von Gattungen, die ebenfalls zur Familie der Araucariaceae gehören, mit 3 Verfahren: keine Variationen bei Wollemia; eine sehr geringe bei den beiden anderen Araucariaceen.
Da Wollemia anfällig ist für Pilzerkrankungen, soll der Zugang zum Vorkommen möglichst stark beschränkt werden, um sie nicht zu gefährden.

----> Mein Fazit:
Die Wollemis lassen sich über Stecklinge und - wie aus den von Paddy Padrone verlinkten Videos klar wird - nach etwa 10 Jahren schon ganz passabel über Samen vermehren. Je mehr Bäume es auf der Welt gibt, desto mehr werden aus Samen vermehrt werden können.
Das Witzige dabei aber ist,
die genetische Ausstattung wird wohl kaum viel variantenreicher werden, weil offensichtlich die ganze Familie gar nicht darauf angelegt ist. (Natürlich gehört das auch zu den Charakteristika von Reliktfamilien, -gattungen, -arten).
Trotzdem hat die Wollemi (und andere Reliktarten auch) sich behaupten können (wenn auch nur in einem winzigen Bereich!). Das bedeutet, die vorhandene Genausstattung ist doch ziemlich reaktionsfähig auf Umwelteinflüsse.
Wie viel sie aushält, wird sich zeigen, wenn sie in vielen Teilen der Erde angepflanzt sein wird (Riesenwuchs in Neuseeland?). Eigentlich schön, dass wir das hier miterleben können.

Interessant in diesem Zusammenhang:
Auch der moderne Mensch ist offensichtlich durch ein Nadelöhr gegangen. Nach neuesten genetisch gestützten Vermutungen sollen wir alle von etwa 500 bis 1000 Individuen abstammen. Unsere genetische Variationsbreite ist auch nicht hoch. Trotzdem sind wir extrem reaktionsfähig auf Umweltbedingungen (Vgl. Nepalesen, Hottentotten, Eskimos ...)


1.) http://www.wollemipine.com/science.php:
Research has not yet revealed genetic variation within or between the Wollemi Pine populations. In fact, there is very low genetic variation within the whole family of Araucariaceae. Scientists believe that this may prove that it is possible to have exceptionally low variability and yet survive the ravages of bush fires, the ice age, dinosaurs, and the movement of continents.

2.) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12919472:
Comparative genetic study confirms exceptionally low genetic variation in the ancient and endangered relictual conifer, Wollemia nobilis (Araucariaceae).
Peakall R, Ebert D, Scott LJ, Meagher PF, Offord CA.
•   School of Botany and Zoology, Australian National University, Canberra, ACT 0200, Australia. rod.peakall@anu.edu.au:

Abstract
The Wollemi pine, Wollemia nobilis (Araucariaceae), was discovered in 1994 as the only extant member of the genus, previously known only from the fossil record. With fewer than 100 trees known from an inaccessible canyon in southeastern Australia, it is one of the most endangered tree species in the world. We conducted a comparative population genetic survey at allozyme, amplified fragment length polymorphism (AFLP) and simple sequence repeat (SSR) loci in W. nobilis, Araucaria cunninghamii and Agathis robusta - representatives of the two sister genera. No polymorphism was detected at 13 allozyme loci, more than 800 AFLP loci or the 20 SSR loci screened in W. nobilis. In Ag. robusta only one of 12 allozyme loci, five of 800 AFLP loci and none of the 15 SSR loci were variable. For A. cunninghamii, 10 of > 800 AFLP loci and five of 20 SSR loci were variable. Thus low genetic diversity characterizes all three species. While not ruling out the existence of genetic variation, we conclude that genetic diversity is exceptionally low in the Wollemi pine. To our knowledge this is the most extreme case known in plants. We conclude that the combination of small population effects, clonality and below-average genetic variation in the family are probable contributing factors to the low diversity. The exceptionally low genetic diversity of the Wollemi pine, combined with its known susceptibility to exotic fungal pathogens, reinforces current management policies of strict control of access to the pines and secrecy of the pine locations.

Allozyme oder Alloenzyme sind alternative Formen eines Enzymes, die von verschiedenen Allelen am gleichen Locus codiert werden. Das Gegenstück hierzu sind Isoenzyme, welche dieselbe Funktion erfüllen, aber von Genen verschiedener Loci codiert werden) ---> wikipedia

Als AFLP (Abk. für engl. amplified fragment-length polymorphism) wird in der Molekularbiologie eine Technik bezeichnet, mit der ein Genetischer Fingerabdruck erstellt werden kann. Bei der AFLP wird die DNA durch zwei Restriktionsenzyme in Fragmente zerschnitten. Danach werden mit Hilfe zweier Polymerase-Kettenreaktionen einige Fragmente vervielfältigt (amplifiziert). Durch Unterschiede in der Anzahl der Restriktions-Schnittstellen entstehen verschieden lange Fragmente, deren Muster auf einem Elektrophorese-Gel zur Unterscheidung von Individuen und auch zur Darstellung naher Verwandtschaften genutzt werden kann. Die AFLP-Technik wurde 1995 durch die Arbeitsgruppe von Pieter Vos entwickelt. ---> wikipedia

Viele Grüße

Walter

Waldläufer:
Hallo Walter,
falls es dir nicht auffällt habe ich genau das in Kurzform geschrieben,
was in deinen zitierten Quellen dargelegt wird. Also manchmal ist weniger mehr.
Aufgrund des sehr kleinen Vorkommens ist eine genetische Einengung wirklich nicht überraschend.
Hätte aber bei weitergehender generativer Vermehrung durchaus die Hoffnung auf steigende Variabilität.

                                                Viele Grüße            Bernt

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