Hier gings um die Frage, ob langsam wachsende Bäume auch absolut älter werden. Ich schiebe meine Antwort darauf mal hier hin, weil es hier besser passt, und weil der Thread auch insgesamt sehr interessant ist:
Aus der Forstwirtschaft bekannt sind zwei Faktoren.
1. Hohe Holzdichte mit hohem Spätholzanteil (also feine Jahressringe) = mehr Tannine u.a. fungizide Inhaltsstoffe = dauerhafter gegenüber Holzpilzen und auch Holzameisen;
2. Fichten und Tannen die lange im Unterstand standen, wachsen auch nach Freistellung für viele Jahrzehnte (oder immer?) nur langsam zu, was zu o.g. feinen Jahresringen führt.
Daß das funktioniert, kann man vielleicht auch in meinem 'Grove' sehen, wo die ehemals extrem unterständigen Fichten, welche ich gezielt erhalten habe, sowohl die Dürre 2018 als auch die Käfer überstanden haben. Benachbarte gleichalte Fichten mit 3-4fachem BHD und doppelt so hoch, hat's hingegen erwischt.
Die Behauptung daß solche unterständigen Bäume absolut älter werden, muss man relativieren. denn diese U-Bäume erreichen in hohem Alter erst den Zieldurchmesser, also die Hiebsreife. Daraus wurde dann vielleicht vereinfacht 'diese werden älter'. In der Forstwirtschaft weiß aber eigentlich niemand, wie alt Bäume überhaupt werden. Selten wird mal ein 'Überhälter' stehengelassen, der dann aber nach Kahlschlag drumherum auf einmal voll im Sturm steht und auch der plötzlich reinknallenden Sonne, und den Blitzen ausgeliefert ist. Solche Bäume fallen dann oft später um oder sterben aus anderen Gründen vorzeitig ab.
Und auch unsere Nationalpark- und Bannwälder sind meistens keine Urwälder (auch nicht Bialowicz) weil sie i.d.R.bis vor einigen Jahrzehnten noch genutzt wurden. (Ich möchte mal wissen wieviele Tannen oder Fichten es gibt mit einem BHD von 3m, ein BHD den sie eigentlich innerhalb von 500-800 Jahren schaffen sollten.)
Es kommt aber vor allem sehr darauf an, welche Bäume in welcher Region der Erde untersucht wurden.
In den White Mountains sind die uralten Grannenkiefern allesamt sehr langsam gewachsen, weil die Umwelt gar nicht mehr hergibt. Aus dem gleichen Grund (sehr kalt und sehr trocken) gibts da aber praktisch auch keine Schädlinge wie Pilze oder Insekten. Wenn solche Gebirgsbäume nahe der Baumgrenze in die Untersuchung mit einfließen, ist das Resultat sowieso schon klar.
Gekeimt sind diese Kiefern übrigens allesamt in relativ kurzen 'besseren Zeiten', und haben sich dann über viele Jahrhunderte hinweg an die immer besch*eren Bedingungen anpassen müssen. Wobei die Anpassung dort oben dann darin bestand, daß in einer riesigen Totholzruine irgendwo im Lee noch ein grünes Zweiglein existiert. NIcht gerade das fette Leben ...
In der Sierra Nevada dürften diejenigen Bergmammutbäume am ältesten werden, die weder durch Dürre noch durch Feuer oder Blitz schwer geschädigt werden können. Wenn der Standort zB. in einer feuchten Senke ist (aber nicht an einem Talrand wo ein weiteres Vernässen wieder gefährlich wird) ist die Feuergefahr vielleicht geringer. Aber so ein Baum wächst dann eher schneller.
Im Schatten jahrzehntelang unterdrückte Bergmammutbäume sollte es hingegen bei dieser Lichtbaumart eigentlich kaum geben. Mir ist jedenfalls zu der Reaktion solcher Bäume auf Freistellen nichts bekannt.
Von den Küstenmammutbäumen weiß ich gar nicht, woran genau sie eigentlich 'sterben'. Man sieht oft umgefallene Stämme, aber warum fielen die eigentlich um ?
Bei KM muss man das Alter des Stammes vom Alter der ursprünglichen Wurzel unterscheiden. Letzteres ist das genetischen Alter. (Aber Absenker, und Neubewurzelunugen eines umgefallenen Stammes, muss man ebenfalls berücksichtigen, was die Sache echt kompliziert macht. ) Es ist bei diesen Bäumen sehr viel höher als das Alter eines Stammes dieser Wurzel, da aus einer Wurzel mehrere Generationen von Stämmen wachsen können. Gut möglich, oder sogar wahrscheinilch, daß es über die 10.000 Jahre hinaus geht.