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Bergmammutbaum (Sequoiadendron): Ökologie des Keimlings

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Tuff:
Gelegentlich fragt man sich wie die optimale Wasserversorgung bei Sequoiadendron-Keimlingen denn aussieht, bzw. wie weit das Spektrum zum Trockenen oder Nassen reicht. Ich ermuntere den Lesser hier eigene Erfahrungen, insbesondere auch Fehlschläge, mitzuteilen !

Ausgehend von den Tatsachen daß Sequoiadendron 1. als Keimling sehr schnell einen langen Wurzelfaden in die Tiefe schickt und 2. am Naturstandort ein Gebirgsbaum ist, der in den zwar feuchten Meadows der Hochtäler die zentralen sumpfigen Bereiche jedoch meidet, kann man schlußfolgern, daß die Keimlinge einen tiefen gut durchlüfteten Wurzelraum brauchen.
Es stellt sich aber die Frage, wie tief dieser denn sein muß, und ob sich die Wurzeln vieleicht einfach nur mehr lateral ausbreiten würden wenn in der Tiefe Sauerstoffmangel herrscht. Mir sind dazu keine Erfahrungen bekannt. In der Regel ist es ja bereits der physische Widerstand der Topfwand oder des Grundgesteines der das Wurzelwachstum von vorneherein limitiert.

Durch ein flaches Wurzelwerk erhöht sich in der Natur gerade beim Keimling die Gefahr des Vertrocknens im Sommer dramatisch -- außer bei sehr hoch anstehendem Grundwasser bei gleichzeitig gut durchlüftetem Oberboden, was meines Wissens kaum vorkommt. In der Aufzucht unter menschlicher Obhut wäre eine solche in der Natur ungewöhnliche Situation jedoch herstellbar, etwa indem entsprechend hohe und breite Töpfe in ein flaches Wasserbasin gestellt werden. Hierzu wären experimentelle Erfahrungen sehr wertvoll.

Es gibt ein paar Hinweise, die so interpretiert werden können, daß Sequoiadendron auch unter anderen Bedingungen wachsen kann als vom Naturstandort her bekannt ist. Die hier angeführten Beispiele müssen aber erst noch im Einzelnen anhand der Originalquellen analysiert werden, bevor eine genauere Aussage möglich ist.

(1) Ist Sequoiadendron ein typischer Gebirgsbaum ? Nach Hartesveldt und Harvey et al [1] beträgt die durchschnittliche maximale Tiefe von Hauptwurzeln bei Altbäumen nur 90 cm, die der Feinwurzeln ca.150 cm. Hier ist die Tiefe der Hauptwurzeln relevant, welche theoretisch bereits in den ersten Jahrzehnten angelegt wurden. Sie ist angesichts des Wasserbedarfs erstaunlich gering. Das enorme Wurzelwerk, welches notwendig ist um die riesigen Kronen zu versorgen, wird sich demnach hauptsächlich relativ flach über eine große Fläche ausbreiten. Interessanterweise hat Sequoiadendron i.d.R. einen mächtigen Wurzelanlauf (bud swell), welcher den Schwerpunkt deutlich nach unten verlagert und auf diese Weise dazu beiträgt daß die Bäume im Sturm nicht umfallen. Solch eine Verdickung ist auch von Taxodium bekannt, und hier wäre ein Zusammenhang zum Standort naheliegend der ein flaches Wurzelwerk erzwingt und ein Festklammern im Untergrund schwierig macht. Im Vergleich dazu ist mir diese Form bei flach wurzelnden Fichten an den Rändern von Hochmooren bisher nicht aufgefallen; diese Bäume sind, wenn sie eine entsprechende Höhe erreichen, besonders sturmgefährdet.

(2) Es gibt fossile Funde aus dem Miozän von Fundorten entlang des Truckee Rivers nahe Pyramid Lake, Nevada  (UCMP Database [5] PA: 739, 740, 744, 746, 747 und 758) die immer schon Tiefland waren. Andererseits könnten diese Fossilien aus höheren Lagen sedimentiert worden sein. Siehe dazu auch Referenzen [6] und [7].

(3) Davis (2000) [8] fand (wie auch schon andere zuvor) Sequoiadendron-Pollen aus dem Dryas (vor etwa 11 000 Jahren) und frühen Holozän in Bohrkernen des ehemaligen Seegrundes des heute trockenliegenden Tulare Lake, welche nahelegen daß Sequoiadendron zu den Eiszeiten entlang der westwärts dränenden Flüsse in tiefere Lagen, möglicherweise bis in die Ebene des San Joaquin Valleys, wanderte. Wiederum ist zu bedenken daß diese Pollenablagerungen durch die Zuflüsse auch aus höheren Lagen eingetragen worden sein können. Es ist jedoch eine interessante Frage wie Sequoiadendron denn eigentlich entlang der Flüsse abwärts gewandert sein mag.

(4) Hartesveldt und Harvey [1] beschreiben einige wenige, sehr seltene Fälle von Sequoiadendron-Bäume, welcheauf auf Kiesbänken an Flußufern stehen. Man vermutet, daß sie in 'Litter' (Humus, fortgerissene Bodenvegetation, Äste, und in tieferen Schichten zunehmend Sand) gekeimt sind welcher durch Hochwasser aufgehäuft wurde. Die Autoren führen aber auch an daß diese Keimlinge gewöhnlich im Sommer (wenn der Wasserstand fällt) vertrocknen. Es stellt sich die Frage, ob Sequoiadendron für gewöhnlich an solchen Standorten nicht zu finden ist, weil eine Verjüngung unmöglich ist, vieleicht jedoch nicht wegen des hohen Wasserstandes, sondern im Gegenteil wegen mangelhafter Wasserversorgung im Sommer.

Tuff:
Bis hierher neu hinzukommende Referenzen:

[5] UCMP Online Database (nach Genus "Sequoiadendron" suchen)
http://ucmpdb.berkeley.edu

[6] UCMP’s summer field adventures 2001, Page 4: Sequoiadendron cones at Washoe Lands Plant site near Carson City
http://www.ucmp.berkeley.edu/museum/ucmp_news/2001/11-01/summer4.html

[7] Nevada Bureau of Mines and Geology Educational Series E-45 (2006): Earth Science Week Field Trip October 7 or 8, 2006. Rockin' Along the River. A geologic tour along the Truckee River from Verdi to Wadsworth.

[8] Owen K. Davis (2000): Pollen analysis of Tulare Lake, California: Great Basin-like vegetation in Central California during the full-glacial and early Holocene. Department of Geosciences, University of Arizona, Tucson, AZ 85721, USA Received 6 July 1998; accepted 8 June 1999. Available online 11 January 2000.

"Giant sequoia was widespread along the Sierra Nevada streams draining into Tulare Lake, prior to 9000 yr B.P."

Zur besonders trockenen Verhältnissen siehe auch das Lehrbeispiel Freiburger Seepark.

Eine gute Synopsis mit weiteren Referenzen ist von Weatherspoon, in Silvics of North America
http://www.na.fs.fed.us/pubs/silvics_manual/volume_1/sequoiadendron/giganteum.htm

Tuff:
Links zu relevanten Beiträgen auf mbreg.de:

Induzierte Selbstverjüngung im Botanischen Garten Bonn mit wertvollen Informationen in der Diskussion

Keimung und Wuchs unter Freilandbedingungen

Beobachtungen zu Keimung und Wuchs

Keimzeiten

Schwerpunkt Metasequoia, aber auch einiges zu Sequoia und Sequoiadendron

Weitere Bilder von Keimlingen
Frühling 2008
Frühjahr 2007 (Metasequoia)
Frühling 2006 (Bergmammutbaum)

Fotogalerie Keimlinge und junge Bäume

Board Eigene Anzucht

Tuff:
Man kann die Keimlings-Ökologie des Bergmammutbaumes nicht ohne Feuer diskutieren :)

In diesen Tagen brennt gerade das 'Rim Fire', ein großes Gebiet westlich angrenzend zum Yosemite Nationalpark. Ein Übergreifen auf den Merced oder Tuolumne Grove ist nicht ausgeschlossen. Bis jetzt ist aber von direkt bedrohten Mammutbäumen nicht die Rede.

Es gibt eine Menge Bilder und Videos, etwa hier oder hier.

Die aktuellsten Updates erhält man in so einem Fall meist auf Twitter, etwa im Yosemite NPS channel (mit weiteren #links.)

Eine schöne Luftaufnahme (mal sehen wie lange der Link stabil bleibt?)

Einen Einstieg in das Thema mit wertvollen Bildern und Informationen findet man auch über die englischsprachige Wikipedia, beispielsweise indem man den Links der Unterseite 2009 California Wildfires folgt. In diesem Jahr brannte im August ebenfalls der Yosemite ( -> Kapitel 'Mariposa' - im Mariposa Grove wird aber seit geraumer Zeit sowieso mit 'prescribed burns' gearbeitet.)

Tuff:
Links zur Feuerökologie:

http://waynesword.palomar.edu/ww0604.htm (mit vielen schönen Bildern)


Siehe auch:
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=103.0
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1946.0
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=2691.0
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=2716.0
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=3557.0
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=7116.0
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=7833.0
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=8086.0

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