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Bergmammutbaum (Sequoiadendron): Ökologie des Keimlings
Tuff:
... To Do: Beschreibung der Feuerzyklen ....
Tuff:
Man muß sich einmal vorstellen, wie es zu einer großflächigen Keimung kommt:
Ein typischerweise im Sommer / Herbst durchziehendes, mäßges Feuer verbrennt Gebüsch, jüngerre Bäume sowie die Streuschicht inklusive Ästen und Zweigen (engl: Litter) an der Oberfläche und hinterlässt eine Ascheschicht über dem Mineralboden. Es schädigt dabei Wurzeln oder Leitbahnen im Stamm des Mammutbaumes; seltener auch die Krone selber - gerade die produktiven älteren Mammutbäume haben oft dutzende Meter astfreien Stamm, das Feuer gelangt nicht in die Krone, welche in großer Höhe auch nicht primär unter dem heißen Luftstrom leidet.
Aufgrund der unterbrochenen Wasserversorgung sterben in der Krone tausende von Zapfen ab, die sonst noch viele Jahre grün bleiben könnten. Mit der Austrocknung öffnen sich die Zapfenschuppen und die Samen fallen nach und nach heraus.
Eine Ausnahme sind Wälder in denen es über 50 Jahre lang nicht gebrannt hat, hier können nachwachsende Jungbäume 'Feuerleitern' in die Krone bilden, die dann im Feuersturm sogar komplett verbrennen können. Der normale Feuerzyklus (ohne menschlichen Eingriff) war in der Vergangenheit, jedenfalls in den untersuchten Groves, etwa alle 15 - 30 Jahre.
Auf die herabgefallenen, teilweise schon im Herbst oder im Frühjahrs-Schnee keimenden Samen geht - und aufgrund der Sekundärschäden nach dem Feuer sogar verstärkt - bald ein Regen aus Litter nieder. In der ersten Wachstumsperiode können sich die Keimlinge hier wahrscheinlich problemlos hindurchschieben, der Litter schützt Samen und Keimlinge sogar vor zuviel direkter Sonne und verzögert das Austrocknen des Bodens.
Bergmammutbäume werfen jedes Jahr große Mengen an Streu ab. Bei den Cupressaceen fallen dabei - im Gegensatz zu Tannen oder Kiefern - auch größere Triebe ab. Wenn aber vergleichsweise große Triebe auf kleine Sämlinge fallen, müssen diese umgebogen und teilweise ganz bedeckt werden. Das dürfte ein oder mehrere Jahre in der Höhenentwicklung kosten, oder sogar ganz zum Ausfall führen. Dennoch scheinen genügend Sämlinge durchzukommen.
Etwas an Bildern wie diesem aus dem Mariposa Grove, hochgeladen von Patrick (PeddyPatrone), fällt immer wieder auf. Auch diese Sämlinge wachsen in einer Streuschicht. Man sieht aber mindestens anteilig auch Kiefern-Nadeln. Auch in diesem sehr schönen Bild ebenfalls aus dem Mariposa Grove, welches dankenswerterweise von Ralf (Taunusbonsai) hochgeladen wurde, sieht man Kiefernnadeln, und zwar ausschließlich.
Es stellt sich die Frage, ob Mammutbaumkeimlinge unter Kiefern oder Tannen (welche nach einem Brand mit einiger Wahrscheinlichkeit sogar ganz absterben) bessere Chancen haben als direkt unter einem Altbaum. Das würde im Hinblick auf die weitere Entwicklung sogar Sinn machen.
Tuff:
Die Reaktion auf Feuer von Sequoia ist nicht identisch, denn diese Art ist generell nicht auf die Samenkeimung angewiesen und kann selbst nach einem Feuer aus der Stammwurzel neu austreiben.
Hier ein schönes Bild aus einem Sekundärwald auf Maui (Hawaii), man sieht deutlich die verkohlte Rinde.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Starr_070908-9294_Sequoia_sempervirens.jpg
Wieder einmal zeigt sich die Überlegenheit dieser unglaublich vielseitigen Art, bei der selbst dünne Jungbäume ein Feuer überleben. Im selben Areal hätten Bergmammutbäume nur in einer speziellen Situation eine Chance, nicht verdrängt zu werden: Wenn sehr heiße Feuer nur noch die größten und dicksten Altbäume übriglassen.
Diese spezielle Nische, bei der die Bäume die größtmögliche Zerstörung suchen müssen, um zu überleben, ist für mich das Faszinierendste am Bergmammutbaum.
Tuff:
--- Zitat von: Tuff am 24-August-2013, 22:07 ---Es gibt eine Menge Bilder und Videos, etwa hier oder hier.
--- Ende Zitat ---
Damit der Bergmammutbaum angesichts des diesjährigen KM-Hypes nicht zu kurz kommt, noch ein paar Links (ich füge später noch weitere hinzu):
Feuerökologie https://www.youtube.com/watch?v=lmNZGr9Udx8
'Whitethorn' Tree komplett verbrannt https://www.youtube.com/watch?v=qK7I6K7pq_I
Generell interessante Einblicke, und Leute, finde ich:
https://www.youtube.com/watch?v=Nn_k0AsRlJI
Der Film ist wirklich wert gesehen zu werden daher bringe ich den Link später nochmal !
by the way, ein 'prescribed fire' funkioniert vorbeugend gegen den allzuheißen Feuersturm, in ähnlicher Weise wie eine Impfung gegen eine gefährliche Viruserkrankung !
Das Caldor-Feuer in der nördlichen Sierra Nevada brennt sich gerade auf den Lake Tahoe zu. Vielleicht erreicht es auch noch den Placer Grove !
Eine Fahrt über den Highway 50:
https://www.facebook.com/Envirolize/videos/567547870925420/
Auf dieser Höhe der Nord-Sierra gab es bis vor den Eiszeiten noch mehr Giant Sequoia Groves als die heutigen Placer und Calaveras Grove-Relikte, wie Fossilien zb. vom Mt. Reba zeigen.
In diesem Zusammenhang kann man sich diese beiden Podcasts mal anhören (engl):
2017 ...
https://www.kvpr.org/environment/2017-11-21/can-giant-sequoias-survive-californias-next-long-drought
und 5 Jahre später ...
https://www.kvpr.org/2022-02-18/wildfires-climate-change-and-drought-a-conversation-about-the-biggest-threats-to-giant-sequoias
Tuff:
Ich denke das Thema 'Dürre' muss ebenfalls zusammen mit dem Keimling diskutiert werden, denn gerade Keimlinge und junge Bäume leiden, wenns richtig hart kommt, mehr darunter als bereits etablierte alte Bäume - trotz deren gigantischen Wasservebrauchs.
Auswirkungen der zunehmenden Dürren auf die Groves:
Schnee ist der schlüssel (ab min 6:40):
https://www.youtube.com/watch?v=Nn_k0AsRlJI
Schnee ist der Schlüssel !
https://www.youtube.com/watch?v=lmNZGr9Udx8
Highlight: Deutsche Touristen bei min 6:20 ... kennt die jemand ? ;)
https://www.youtube.com/watch?v=4Cn8FsOsBmY
Diesen Link füge ich zugegebenermaßen nur wegen der wunderbaren Kletterszenen ab min 2:30 ein ... Dave Katz ist wirkliche eine 'Katze'
https://www.youtube.com/watch?v=BRw1DVanjyA
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