Hallo Jochen, Hallo Micha,
erst mal vielen Dank an Micha für die tollen Bilder. In den milderen Gegenden (Bis 7 b) sind beide Gattungen erheblich durchaus interessante Kandidaten fürs Auspflanzen. Ist der/die Athrotaxis in Wuppertal ausgepflanzt? Sieht so aus. Irgendwie ist da schon 'ne gewisse Ähnlichkeit mit dem Altensteiner BM. Die benachbarte Scheinzypresse ist m. E. eigentlich nicht mit einem Sequoiadendron zu verwechseln, es sei denn für den mehr "Unbeleckten". Mick hat ja schon auf Unterschiede verwiesen. Wichtig ist m. E. dass nicht die charakteristischen Kurztriebe abgeworfen werden und auch nicht die derben Schuppenreste an den Zweigen haften , wie bei den (z. Zt. ehemaligen) Taxodiaceen.
hier nochmal ein Foto eines bezweigten Astes des Nachbarbaumes mit den unbeschuppten Ästchen:
und ich habe noch den Boden um den BM nochmals abgesucht, ob nicht doch noch ein Zweiglein für Jochen zu finden wäre. Leider nichts frisches, nur einen Dürren, der sich erfolgreich vor dem Mähwerk und den Rechen in einer kleinen Mulde abgeduckt hatte. Aber zum Mitnehmen wäre er zu bröselig gewesen, so dass ich hier mal Fotos davon zeige:
Gerade an den unteren Triebteilen sind es doch erkennbar BM-Nadeln, auch wenn sie mehr angepresst sind als Du es vielleicht kennst(vergleich noch mal mit den Fotos der Scheinzypresse) und
hier nochmal die unterste Astpartie de BM in ca. 4,50 m Höhe (leider das einzige - dann kam ein Anschlag von "Akku Laden") aber hier ist die Bezweigung weniger kompakt als an den Sonnenpartien weiter oben:
(zum Vergleich mal nicht resized)
Aber Jochen, will ich Dir hier auf keinen Fall unterstellen, dass Du "unbeleckt" seiest. Ein Foto ist eben nicht Natur. Mann kann das Vergleichstück nicht in die Hand nehmen, dran riechen usw. Außerdem weicht der Altensteiner BM, verglichen mit dem üblicherweise angepflanzten, Dir bekannten Typus von der Benadelung durchaus ab, ist etwas Athrotaxis-ähnlicher. Und das kann durchaus irritieren. Glaub mir, ich kenn den Baum seid meiner Kindheit (haben oft auf dem Altenstein gespielt, dass ich sehr wohl die die Zweiglein unterscheiden kann! Die Herkunft aus einem anderen Grove wie von Tuff vermutet - könnte schon sein. Ich vermute aber, dass hierbei der zu beobachtende Blattdimorhismus der Sonnen- bzw. fruktifizierenden Zweige der Taxodiaceen - wie z. B. auch bei der vietnamesischen Taiwania, die ja doch erheblich von den hier gezeigte juvenilen Pflanzen abweicht (Foto oben) - vielleicht auch ein Alterskennzichen sein könnte? Also sowohl eine herkunfts-, expositions- als auch altersbedingte Veränderung darstellt
Am wahrscheinlichsten ist ein Pflanzjahr des (jetzigen) Altensteiner BM um 1850 (siehe Bericht oben) im Zusammenhang mit der dritten Umgestaltungsphase des Altensteiner Parkes unter dem Theaterherzog Georg II. Wie alt der verpflanzte Baum tatsächlich war lässt sich derzeit allerdings nicht belegen. Auf jeden Fall war die Verpflanzung eine - zumal für die damaligen Verhältnisse - absolut ne gärtnerische Meisterleistung von Vieweg-Franz, egal ob der Baum nun 15 oder 30 Jahre alt war. Ich hatte eigentlich vor dem im Wikipedia genannten Pflanzjahr und Verpflanzalter, immer nur gehört, dass der Baum als ca. 30ig jähriges Exemplar verpflanzt worden sei. Aber ein 15-20 Jahre alter BM ist besonders auf optimalem Standort schon ein gewaltiger Brummer, dass das Alter eines Baumes da durchaus - auch ohne wichtigtuerische Hintergedanken leicht überschätzt werden kann (wie vermutlich auch manche Höhenschätzung von BM hier).
Insofern ist es
A: nicht ausgeschlossen dass der Baum doch auf Königin Adelheid zurückzuführen wäre.
Aber: Dokumente gab’s, bzw. gibt’s auch nur, wenn's mit Geldausgaben, z. B. Zukauf von Samen / Bäumen verbunden war. Bei Geschenken kann man eigentlich nur hoffen, dass mal ne entsprechende Erwähnung im Briefverkehr gefunden wird. Beim Größenvergleich darf man auf keinen Fall vergessen, dass die Verpflanzung eines ein BM-Großexemplars auch heute noch problematisch ist, und seinerzeit als nahezu unmöglich erachtet wurde. Insofern ist von einer nicht unerheblichen Wachstumsdepression über Jahre auszugehen. Das kann man selbst bei leichter verpflanzbaren Laubbäumen beobachten, dass diese sehr schnell von benachbarten Jungpflanze oder Sämlingen im Wuchs eingeholt und überholt werden. Beim dem Altensteiner BM dürfte das noch wesentlich ausgeprägter gewesen sein.
B: ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass der Altensteiner BM doch erst nach 1852 (als dem offiziellen Termin) in den herzoglichen Anlagen in Bad Liebensein gepflanzt wurde und er doch nicht älter ist, als die anderen alten BM in D. Nicht nur die Baumhöhe, auch das Alter eines Baumes wird sehr oft unterschätzt. Fragt man heute bei nach 1990 oder gar 2000 gepflanzten Bäumen, kann oft selbst derjenige, der den Baum gepflanzt hatte, das genaue Pflanzjahr bereits nicht mehr benennen (allgemeine Veralzheimerung der Bevölkerung
). Und warum sollte es früher anders gewesen sein?
Aufklärung könnte wirklich nur die Jahresringauszählung bringen, aber das geht nicht ohne Eingriff und ob das so zweckmäßig wäre, ich entdecke nun immer mehr (Natur?-)Löcher im BM
, wie oben die Spechthöhlen oder hier
:
Was könnte eigentlich das orange Kügelchen sind?
Und warum sollten wir alles aufklären wollen, ein bisschen Mystik um die Bäume macht sie doch eigentlich noch interessanter. Und allgemein, können wir uns wirklich als Wissensgesellschaft bezeichnen - oder beobachten wir nicht allzu oft das Gegenteil, wird’s vielleicht besser hierzulande, .... Sollte jeder selbst herausfinden, hilft auch gegen die "Allgemeine Veralzheimerung"
Viele Grüße
Jürgen
zum Friedrichrodaer Baum separat, aber nicht mehr heute - ist schon wieder zu spät geworden