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Autor Thema: Küstenmammutbaum Sequoia sempervirens - Frosttoleranz der Herkünfte und Klone ?  (Gelesen 19078 mal)

Tuff

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Hallo liebe Mitzüchter,

Nach der vergangenen Frostperiode bietet sich die Chance, mal die verschiedenen Herkünfte und Klone zu vergleichen. Also welche Erfahrungen habt ihr gemacht ?

Dazu bitte mitteilen, wie alt die Pflanzen sind, und die Situation kurz beschreiben: Vor allem ob sie ungeschützt im Frostwind standen ('Windchill') und ob direkte Sonne sie austrocknen kann.

Interessant wäre auch zu wissen, ob ein KM gravierende Schäden (wie zb. komplett orange verfärbt) wieder auswuchs und wie schnell das ging. Oder bei welcher Schadstufe er dann wirklich einging.

Und speziell für die Waldbauern unter uns wäre es vielleicht auch interessant ob der zentrale Trieb erfroren ist (also mindestens die Knospe) und der KM dadurch später zum Zwiesel wurde. Darüber ist nämlich noch zu wenig bekannt.

Natürlich kommt mancher Frostschaden erst viel später, wenn der Frühling kommt, zum Tragen. Es ist aber aufschlussreich, auch die direkten Frostwirkungen zu berichten, damit man besser abschätzen kann, wie gut der Baum sich 'reparieren' konnte.

Denn das ist es, worauf es am Ende ankommt. Solange ein KM seine Schäden wieder auswachsen kann und mittelfristig durch gelegentliche Extremwinter nicht allzu sehr zurückfällt in der Wuchsleistung, kann man ihn frosthart, oder vielleicht besser: frosttolerant nennen.
« Letzte Änderung: 06-April-2021, 01:04 von Tuff »
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Tuff

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Noch kurz zur vergangenen Wettersituation. Wir hatten ein paar relativ kalte Frosttage ungefähr vom 9. bis 13. Februar,  bei leichten bis kräftigen Winden um Südost und in vielen Regionen leider auch ohne schützende Schneedecke. Die Temperaturen fielen vielerorts deutlich unter -10°C, auch -15°C waren drin und an einigen Orten weiter im Osten sogar unter -20°C.

Anschliessend ging das Thermometer wieder steil nach oben, auf derzeit frühlingshafte und teils sehr sonnige +15°, bei uns im Bergischen Land noch mit relativ hoher Luftfeuchte aber leider ohne Regen - der für einen KM immer eine Wohltat ist.

Und dummerweise solls zum nächsten Wochenende schon wieder (knapp) Frost geben ... eine klimatische Achterbahnfahrt, die für KMs in ungeschützter Lage wahrscheinlich nicht leicht zu bewältigen ist.
« Letzte Änderung: 25-Februar-2021, 13:29 von Tuff »
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Tuff

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Zunächst mal zu meinem bis vor kurzem einzigen KM, dem ich hier einen Faden gewidmet habe. Inzwischen über 3m hoch, und zum ersten mal vollständig ohne Winterschutz.

Es ist keine 'besondere' Herkunft. Gekeimt wahrscheinlich 2014, unter dem grossen KM im Botanischen Garten Bonn als quasi-Naturverjüngung im Kies eines Feuchtbeetes.

Ich war während der Frosttage nicht anwesend und kann mich bezüglich der Temperatur nur auf Berichte der Nachrbarn berufen. Es läuft auf ungefähr -15°C hinaus. Mit Windchill waren es eher -20°C. Mein KM steht aber nach Osten im Schutz hoher Koniferen, und bekam daher nur zeitweilig südlichen Wind ab.

Am 19. (als ich zum ersten mal nachschaute) sah er im großen und ganzen recht gut aus. Es gab über die gesamte Krone einzelne Zweige mit deutlichen gelb/roten Frostschäden, aber auch beruhigend viel Grün.

Damit auch solche leichten Frostschäden mal dokumentiert sind, lade ich ein paar Bilder hoch:

(falls eine Maus mit mehreen Tasten verwendet wird, dann bitte mit Rechtsklick auf den verkleinerten Bildern unten 'in neuem Tab öffnen')
« Letzte Änderung: 25-Februar-2021, 13:30 von Tuff »
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Tuff

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Sehr aufschlußreich ist der Vergleich mit einem kleinen, besonders geschützt gelegenen unteren Kronenbereich, an den fast keine Sonne und kaum Wind gelangte - und der auffällig frisch-grün war.  (Bild 2)
« Letzte Änderung: 25-Februar-2021, 13:30 von Tuff »
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Tuff

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Ausserdem fiel mir auf, daß sich der bereits leicht verholzte untere Bereich des Zentraltriebes deutlich rot gefärbt hatte.
Das Phänomen konnte ich auch bei ein paar vergleichbar jungen Thujas feststellen.
« Letzte Änderung: 25-Februar-2021, 13:31 von Tuff »
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Tuff

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« Letzte Änderung: 25-Februar-2021, 13:31 von Tuff »
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Tom E

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Schönen Abend,

vielleicht sollte der Thread eher Seq. semp. - Schadensanalyse Februar 2021 heißen? Anbei mal wie ich mir das vorstelle.

Wetter siehe Bild. Ein paar kältere Tage, Tiefsttemperatur -16°C in 2m Höhe im Garten gemessen. Windchill berechnet nach Wind auf dem Hausdach, wo natürlich mehr Wind weht als unten im Garten. Der Standort recht windgeschützt, das Bäumchen selbst ist am neuen Standort zudem gegen Ost-Südost vor Sonne geschützt und wird erst im Laufe des Vormittags direkt erreicht. Die gezeigte Solarstrahlung wird ebenfalls erhöht gemessen und spiegelt nicht die direkten Verhältnisse wieder, nur die allgemeine Situation.

Unter den gegebenen Bedingungen keine Probleme beim Costachen. KM-Martin steht ebenfalls windschützt in einem Tälchen an der Attel, Sonne minimal abgeschwächt durch blattlose Laubbäume. Hier ein Nadelbild. Die kleinen 0815-KM im Garten ebenfalls Wind und Sonnenschutz nach Osten vom Hochbeet, haben sich seither nicht viel verändert. Zum Teil evtl. minimale Schäden, überwiegend nur verfärbt.

Gruß
Tom
« Letzte Änderung: 25-Februar-2021, 19:51 von Tom E »
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Gartenwetter: Awekas von den Bäumchen und der Heidi.

Tuff

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Hallo Tom,

Aber kommt es nicht vielmehr darauf an, einen Trend zu erkennen, ob bestimmte Herkümfte oder Klone unter vergleichbaren Bedingungen (!) doch etwas besser abschnitten, als andere ?

Ja, der Anlass ist der Frost in diesem Februar. Aber einfach nur Schäden analysieren (vergleichen) ist ja nicht besonders zielführend. Es hilft, wenn man heausfinden möchte daß windgeschützte KM einen Frost besser überstehen, und es ist auf jeden Fall wichtig die Funktionsweise der Frostschädigung erstmal zu verstehen, um frostharte Selektionen beurteilen zu können.

Wie wahrscheinlich jeder schonmal am eigenen Leib erlebt hat (aufgesprungene Lippen), trocknet ein Frostwind sehr stark aus. Daher glaube ich daß der Windchill während des Frostes besonders entscheidend.

Was die Solarstrahlung angeht, glaube ich inzwischen, daß sie erst _nach_ einem Frost wichtig wird:

Die Hypothese dazu ist, daß die direkte Kältewirkung neben der Zerstörung der Zellorganellen, vor allem auch feine Risse in der 'Haut' der Nadeln bewirkt. (Diese Haut besteht aus Wachschicht = Cuticula, Außenwand = Epidermis, dann das Palisadengewebe) Diese wiederum führen zum rapiden Austrocknen besonders dann, wenn später die Sonne draufscheint. 

Also wenn man mal gedanklich versucht, die Wirkungen von Sonne und Wind zu trennen, was in der Realität natürlich schwierig ist.
« Letzte Änderung: 25-Februar-2021, 13:32 von Tuff »
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Tuff

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Ich habe im letzten Herbst zwei kleine French Hill Road Stecklinge (letztes Jahr von Dennis zugesandt) im Garten ausgepflanzt, welche ich beide mit einem kombinierten Sonnen- und Windschutz vesehen habe, bevor ich 2 Wochen lang und genau über die Frosttage abwesend war.

Der Schutz des ersten war allerdings noch nicht aufgefaltet als ich wegfuhr und es gab dann auch niemanden der es hätte machen können. Der Kleine hat also einiges an Wind mitgemacht, und auch die Vormittags-Sonne wird ihn bis mittags erreicht haben.

Jedenfalls sah er ein wenig gebeutelt aus als ich wiederkam. Er sieht auf den Fotos aber irgendwie schlimmer aus als in natura.

(Die Plastik-Eimer sind keine eingegrabenen Töpfe, sondern offene Krägen, und nur ein paar cm tief im Boden. Sie wehren Mäuse ab, die im Winter vor allem bei Schnee sehr gerne über junge Bäumchen herfallen.)
« Letzte Änderung: 25-Februar-2021, 13:32 von Tuff »
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Tuff

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Die Schäden wurden im Laufe der nächsten 3 sonnigen Tage noch etwas deutlicher, obwohl ich den Schutz nun aufgefaltet und verstärkt hatte.

Nahaufnahme Frostnadeln, und Aussehen drei Tage später.
« Letzte Änderung: 25-Februar-2021, 13:33 von Tuff »
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Tuff

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Der andere, etwas kleinere Frenchie hatte einen wesentlich effektiveren Windschutz und war auch besser gegen die Sonne abgeschirmt. Er wies bis auf minimalste Verfärbungen keinen sichtbaren Schaden auf; und es ist bis heute (nach wie vor geschützt) keiner aufgetreten.
« Letzte Änderung: 25-Februar-2021, 13:33 von Tuff »
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Tuff

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In Dennis' Reich gibts wertvolle Vergleiche von Klon-Herkünften:  Arboretum Lohener Warte
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MuirWoods

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Hallo zusammen,

als fleissiger Leser aber bislang nicht in Erscheinung tretender Beitragsschreiber wollte ich kurz meine Erfahrungen mit den jüngsten starken Frostperioden teilen.

Wohnhaft in der südlichen Lüneburger Heide habe ich vor 20 Jahren einen Küstenmammut aus Muir Woods als Setzling importiert und nach zwei Jahren eingepflanzt. Dieser hat sich sehr schön entwickelt und ist mittlerweile ca 14 Meter hoch. Ihr könnt ihn im Hintergrund auf dem Bild sehen. Dieser Baum ist mittlerweile voll akklimatisiert und hat praktisch keine Beeinträchtigungen erlitten durch die jüngsten Strakfröste von bis zu Minus 18 oder 20 Grad hier.

Darüber hinaus habe ich vor 2.5 Jahren wietere 2 KMs und 3 BMs als Setzlinge ebenfalls aus dem Muir Woods NP importiert und nun im letzten Oktober, nach zwei Jahren in Töpfen, in den Boden gepflanzt. Da es Ende Oktober war, denke ich, dass es etwas spät gewesen ist. Und dazu kam nun die ungewöhnliche tiefe und lange Frostperiode. Dementsprechend haben alle 5 Bäume sichtliche Schäden davongetragen, die BMs weinger (habe leder aktuell kein Foto), die KMs sind bis auf die vom Schnee bedeckten unteren Zweige/Äste, die noch grün sind, allesamt braun/orange geworden. Ich kann noch nicht absehen, ob und wie sich diese Bäume erholen werden. Einerseits macht mir der 20-Jährige KM Mut, andererseits habe ich die "neuen" ggf. zu früh (vielleicht erst ein Jahr später mit einem normalen Winter als Startwinter) bzw zu spät (im späten Oktober, mangelnde Eingewöhnungszeit für den Winter) eingepflanzt. Man wird sehen;-)
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Teo

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Hallo Muir,

willkommen im Forum. Mir ging es als stiller Mitleser langezeit ähnlich.

Jedenfalls toller Beitrag zu deinen KMs und Hut ab die Pflänzchen aus Kalifornien zu importieren. Der große KM wirkt in der Tat äußerst vital und scheint lediglich etwas Windschutz durch die benachbarte Baumreihe zu haben. Wie sich ein solcher Baum an unser Klima anpassen kann freut mich wirklich sehr zu sehen.

Leider sind deine Fotos etwas klein geraten und man erkennt die Frostschäden der jüngeren Exemplare nur ungenau. Ich bin mir dennoch sicher, dass diese wieder druchgrünen werden.

Zur besten Pflanzzeit wird hier sicherlich noch die ein oder andere Expertise folgen. Grundsätzlich habe ich in den letzten Jahren unterschiedliche Erfahrungen mit dem besten Pflanzzeitpunkt gemacht.

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Tuff

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Hallo "Muir Woods"

In 20 Jahren 14 m ist ok für die schwierige Situation (offen in Wind und Sonne). Ist der denn in den ersten Jahren nie braun geworden ? Kannst Du schätzen ob der KM vielleicht in den ersten Jahren nur sehr langsam in die Höhe wuchs ? Langsam ist bei einem KM sowas wie 50 cm, oder jedenfalls deutlich unter 1m, pro Jahr. Wars denn ein Steckling oder ein Sämling ?


Du meinst wahrscheinlich das Muir Woods National Monument nahe der Bay Area ?

https://duckduckgo.com/?t=palemoon&q=Muir+Woods&ia=places&iaxm=places
https://en.wikipedia.org/wiki/Muir_Woods_National_Monument

Da gibts (typisch) kaum je unter 5°C und mindestens die Hälfte des Niederschlages kommt wohl als Nebel rein.

Ich habe mich schon gefragt was genau eigentlich die Frostschäden verursacht. Ich kann mir vorstellen daß durch sehr tiefe Temperatur Zellorganellen tatsächlich 'zerfallen' können. Aber offensichtlich bleiben sonnengeschützte Zweige grün, und nicht nur bei Dir. Also kanns doch nicht die Temperatur allein sein ... was genau macht also die Sonne aus ?

Wenn durch den Frost nun winzige 'Mikrorisse' in den Nadel-Wänden entstehen, und durch diese Risse die Nadel bei Sonneneinstrahlung dann austrocknet ? Und dann also eher bei trockener Luft, die wiederum typisch ist für tiefe Temperaturen. So könnte man das erklären. (Man denke an frostrissige Lippen!)

Vielleicht bekommt den KM ja dann generell die Küstennähe, vorausgesetzt daß bei Dir im Sommer aufgrund der Meeresnähe eine etwas höhere Luftfeuchte wäre als weiter im Inland. Dann wäre die Norddeutsche Küste gar nicht so schlecht für KM :D

Nun sind deine Jüngsten aber trotzdem verfroren. Es ist mittlerweile wohl relativ klar, daß KM in der 'Kindheit' sehr frostempfindlich sind, sich das dann aber später bessern kann. Daher hast Du wohl einfach Pech gehabt mit diesem Winter.

Du hättest die Bäumchen dann wohl besser kurzfristig eingepackt, über die Frosttage. Guckst Du hier.

Andererseits haben wir so wieder eine wertvolle Erfahrung mehr gemacht und Du kannst jetzt mal erleben, was Deine KM drauf haben :D ... oder nicht - deenn obwohl wir hier derzeit alle eher optimistisch sind, kann bei frisch Gepflanzten auch mal einer hops gehen. Es gabe aber schon eine Menge solcher Erholungen.
Wir müssen das dieses Jahr unbedingt mal genauer verfolgen !

Es wäre daher schön wenn Du uns auf den Laufenden halten könntest !

-- Tuff / Michel
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