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Der 19-stämmige BM von Castlewellan (Nordirland)

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Tuff:
Ja, ist ein Bergmammutbaum, und solche Formen sind schon bekannt hier im Forum, vor allem aus England. Und es stimmt schon, die Form ist typisch für einen KM und absolut untypisch für einen BM ...

Ich frage mich wie man so eine Form hinbekommt. Von selber ist das jedenfalls m.E: nicht einfach so gewachsen, denn es fehlt der primäre zentrale Stamm, wie er etwa beim Audley House in Essex zu sehen ist, oder im botanischen Garten der Cambridge University.

Ich kann leider keine Bilder der Zwischenstadien online finden. - Vielleicht wollte man bewußt eine skurrile Form erzielen; vielleicht hat man sogar (irrtümlicherweise?) Bilder von Ring-KMs vor Augen gehabt ?

Eine Möglichkeit wäre es, einen jungen Baum von vielleicht 10-15m Höhe, welcher bis auf den Boden beastet ist, in ca. 1-2 m Höhe abzuschneiden und die untersten Äste vorsätzlich in die Erde einzugraben, oder jedenfalls irgendwie in eine bestimmte Richtung zu lenken. Durch das Absägen bedingt, sollten die Äste mit großer Wuchskraft länger werden, als das normalerweise der Fall wäre.

Nach ein paar Jahren könnte man die aufstrebende Spitze des inzwischen sehr langen, aufliegenden Astes mit einem Pfahl o.a. dazu bringen, möglichst aufrecht zu wachsen. In der Mitte könnte vom Stumpf aus einen Ast hochbinden so dass er ebenfalls einen Stamm ausbildet, und den Stumpf irgendwann überwallt und 'schluckt'.

So bekommt man aber vielleicht nur 6 oder 7 'Stämme' hin ... aber 19 ? Sind vielleicht später die Seitenäste der 'Ästlinge' wieder zu neuen Ästlingen geworden (weshalb es Dicke und Dünne gibt, als zwei Generationen) ? Einige der außen stehenden 'Ästlinge' sind aber genauso dick wie die Inneren.

Daher frage ich mich, ob diese vielleicht später einfach dazugepflanzt wurden (und als Randbaum dann schneller wuchsen als die Inneren) ?

Wenn ich mir die Wurzelanläufe anschaue, könnte es sich aber auch einfach um eine Gruppenpflanzung handeln. Hat man vielleicht versucht, einen massiven fusionierten Viel-Stamm wie beim Tule-Tree zu ereugen ? Übrigens auch typisch für Eiben.

Wie auch immer -- vielleicht ist dann was mit der Dokumentation durcheinandergeraten ...

Jedenfalls halte ich das Ganze im Moment eher für ein Kunstprodukt aus menschlicher Hand.

Bakersfield:
Hallo Heiko,

absolut endgeiles Ding... :o 8) Und ja, für mich kann das tatsächlich ein einziger Baum sein. Er war von Beginn an bis unten beastet, hatte luxuriös viel Platz und er war mit Sicherheit irgendwie entwicklungsgestört. Denn für einen 15jährigen (ca. 18 Jahre nach Keimung) Baum ist das hier viel zu klein:



Man hat ihn wahrscheinlich zu Beginn in einem winzigen Topf gelassen. Ich könnte mir vorstellen, dass er tatsächlich ca. 10 Jahre gebraucht hat, um richtig anzuwachsen. Und die Tendenz, die Äste auf dem Boden abzulegen, ist ja schon eindeutig zu erkennen.

Wahrscheinlich könnte man dort nach Bildern aus verschiedenen Übergangsstadien recherchieren, die die natürliche Entwicklung belegen.

Jedenfalls vielen Dank für's Zeigen, Heiko... 8)

Viele Grüße,
Frank

Tuff:
Frank,

Ich will nicht ausschließen daß es ein echter 'Krakenbaum' ist; ich halte es nur für sehr wahrscheinlich, daß in dem Fall die Hand eines Gärtners diese Form erzielt hat. Vielleicht hat man diese Tatsache dann auch einfach diskret unter den Tisch fallen lassen ... Es gibt auf den 'Britischen Inseln' ja auch eine Tradition zur aktiven Gestaltung von Parkbäumen. Und wir wissen ja auch beide, daß Besitzer von 'Giganten' gerne mal Seemannsgarn spinnen. Und wenn ein Baum erstmal Tree of the Year ist, kann man auch nicht mehr zurückrudern.

Die klassische Konfiguration eines 'Krakenbaumes' ist ein zentraler Stamm, und wesentlich dünnere Satelliten (welche ich mal 'Ästlinge' nenne). Edit: Wir hatten un anscheinend mal auf 'Wuzel' geeinigt? Mir auch recht :D
Die Ästlinge weisen typischerweise auch keine Wurzelanläufe auf. Das kann man an den Krakenbäumen Englands oft so sehen.
In Castlewellan ist der zentrale Stamm anscheinend weg; und das muss man erstmal erklären. Menschlicher Eingriff scheint mir dann noch das Plausibelste.

Ein Problem ist, daß ich für Castlewellan wenig verschiedene Ansichten online finden kann, wodurch eine bessere Analyse schwierig ist. Ich finde auch keine Bilder historischer Entwicklungsstadien, welche besonders wichtig wären. Müsste man diese (als Scans alter Fotos) nicht irgendwo offiziell präsentieren, um den Anspruch als Baum des Jahres zu untermauern ?

Hier nochmal die klassische Ansicht:
https://farm5.static.flickr.com/4366/36043296004_12a7070551_b.jpg

Ein bißchen andere Ansicht
https://nitravelnews.com/wp-content/uploads/2018/11/The-Giant-Sequoia-Castlewellan-Forest-Park-Castlewellan.-Photo-by-Michael-Cooper-2-580x360.jpg

Das Innere (wo eigentlich der Zentralstamm sein müsste) 

Wikipedia-Bild

https://deskgram.net/p/1876045687244067004_724666148

https://farm4.static.flickr.com/3316/3336132404_8323c039a4_b.jpg

Mich machen wie gesagt die Wurzelanläufe der Ästlinge stutzig. Daß diese sich einfach so in der Erde selber bewurzeln, ist m.E. nicht erwiesen.

Wenn man zu irgendeinem Zeitpunkt Stecklinge des ursprünglichen Baumes ringsherum gepflanzt hätte (vielleicht weil dieser abgängig war), dann wird man diesen Umstand auch genanalytisch nicht mehr aufklären können.

Wenn es keine Dokumentation von Zwischenstadien gibt, dann wird man wohl nie herausbekommen, was hier eigentlich passiert ist.

Bakersfield:
Hallo Tuff,

klar, es fehlen historische Fotobelege. (Und mit der Recherche meinte ich, dass man die Schlossverwaltung anschreiben müsste.) Also bleibt alles nur Spekulation. Es stimmt auch, dass die Wurzelanläufe der Ableger außergewöhlich sind, da sie meistens fehlen bzw. nur schwach ausgeprägt sind.

Aber es gibt ja insgesamt auch nur wenige derartige Exemplare zum Vergleich. Und ich traue der Art so ziemlich alles zu, wenn es darum geht auf außergewöhnliche Situationen mit (scheinbar) chaotischem, ungestümen, wucherhaften Wuchs zu reagieren... ;)

Bei einem bin ich mir jedoch inzwischen bombensicher, ohne es beweisen zu können: die Absenker und Wurzelableger bilden eigene Wurzeln. Für mich undenkbar, wie das sonst möglich sein sollte... 8)

Viele Grüße,
Frank

heiquo:
Hallo,

je mehr ich mit der Sache beschäftige, umso mehr komm ich auch zu der Ansicht, dass da mit weiteren Bäumen die nachgepflanzt wurden, nachgeholfen wurde. Ähnlich wie Tuff das schon dargestellt hat.

Schaut euch mal diesen "multi-stemmed" BM an im Video, der hier gestutzt wird.
https://www.youtube.com/watch?v=SPGWRhVvMHU

Oder hier, Darlington im South Park
http://www.redwoodworld.co.uk/picturepages/darlington.htm
https://www.thenorthernecho.co.uk/news/10592642.Exploring_the_roots_of_our_ancient_trees/

Aber, wenn man hier mal schaut, in Stratfield Saye, passen dann doch wieder die Stammansätze der äußeren "Ast-Bäume". Hier sieht man auch deutlich den "zentralen  Baum".
https://thegardenstrustblog.files.wordpress.com/2014/11/1422804_85a99c04.jpg
https://thegardenstrustblog.files.wordpress.com/2014/11/1420440_f52f38f1.jpg

Die Bilder sind auf dieser lesenswerten Seite ganz unten zu finden (nur zur Info, da viel Interessantes noch zu finden ist):
https://thegardenstrustblog.wordpress.com/2014/12/06/do-behold-the-king-in-his-glory-king-sequoia/

Es wird wohl erstmal ein Rätsel bleiben....

Grüße, Heiko

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