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Autor Thema: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun  (Gelesen 29218 mal)

JNieder

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Michael D.

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Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
« Antwort #61 am: 29-Juli-2019, 13:45 »

Bekannter und beliebter ist Abies grandis, die Küstentanne, welche bei uns auch schon vielfach forstlich angebaut wird, anscheinend mit gutem Erfolg. Im Sauerland (Rothaargebirge) zB. gibts ein paar schöne Bestände, die ich mir vor vielen Jahren mal ansehen durfte.

Ja,na klar ! Für mich ist die Küstentanne die schönste Tannenart,was für ein Wuchs ! Und der Nadelduft...

Bei Ilex hatte ich immer gedacht,daß er besonders trockenheitsbeständig wäre - der letzte Sommer hat mich eines Besseren belehrt ( O.K.,war auch heftig ).Meine 3 Exemplare am Hang hat´s ziemlich gebeutelt,2 sind ganz vertrocknet,der 3. ist noch einigermaßen - Schade ´drum  :( !

Dazulernende Grüße ! Michael
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John Muir:Zweifellos würden diese Bäume gutes Nutzholz abgeben,sobald sie einmal durch ein Sägewerk gegangen wären,so wie George Washington,wäre er durch die Hände eines franz. Küchenchefs gegangen,sicherlich einen wohlschmeckenden Braten abgegeben hätte.

Tuff

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Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
« Antwort #62 am: 29-Juli-2019, 17:05 »

Danke Berni, für den Link..

Das hat mich veranlasst, meine supereinfache Faustformel nochmal zu überarbeiten .... und supereinfach ist sie jetzt leider nicht mehr.  :( Mir ist nämlich aufgefallen, daß ich den Standardfall überhaupt nicht beachtet habe: Auspflanzen bis 1m großer Topf- oder Ballenpflanzen. Oder sogar noch größer ...

Eigentlich sollte man sowas in einem Sommerdürre-Klima  gar nicht erst machen, außer man hat Unmengen Wasser (und Zeit!) umsonst zur Verfügung. Und generell würden bei diesen Dimensionen in einem Topf höchstwahrscheinlich sehr massive Wurzelverdrehungen vorliegen - was mittelfristig wieder die Wasseraufnahme behindert.
 
Aber Baumschulen leben ja nun mal davon, daß sie relativ große Pflanzen verkaufen. Mit 10 cm Sämlingen lässt sich kein Geld verdienen ... Und einen 100kg Ballen will auch niemand haben. Also wird ein extrem kompakter Wurzelballen verkauft, der eigentlich in keinem Verhältnis zum Kronenvolumen steht. Wobei Laubbäume auch sehr radikal beschnitten werden. Das alles ist aber jedenfalls weit von natürlichen Bedinungen entfernt (die ich versuche möglichst rasch zu erreichen, indem ich 10 cm Sämlinge auspflanze).

Ich finde die Idee interessant, bei der Pflanzung eine Drainage einzubauen. Natürlich möchte ich in einem Natur-Grove keine Plastikrohre im Boden haben, und auch nicht in meinem Garten. Aber man könnte ja gezielt an 2-3 Seiten des Pflanzloches eine eng begrenzte Stelle mit feinem Kies auffüllen, und im Sommer dann dort hineingießen. Oder 1-2 Schlitz-Röhren stecken (wie ish sie bereits beschrieben habe) welche man 2 Jahre später ja einfach herausziehen kann.
« Letzte Änderung: 30-Juli-2019, 21:39 von Tuff »
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Bernhard

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Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
« Antwort #63 am: 31-Juli-2019, 09:12 »



Was die zukünftigen Baumarten betrifft,bin ich z.B. bei Ginkgo,Walnuß - .Aber bei Paulownia und Catalpa  ??? ? Ganz sicher nicht,bei der schlechten Holzqualität und vor allem,der geringen Sturmfestigkeit.

Alternative Grüße ! Michael

So, guck mal, Micha (D.) :

https://www.youtube.com/watch?v=mkr_0K34r2g

und: https://www.youtube.com/watch?v=LG7xQVjX7Ok   !!!

Ich hatte doch den richtigen Riecher für Zukunftsbäume.  :)
« Letzte Änderung: 31-Juli-2019, 09:15 von Bernhard »
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Michael D.

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Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
« Antwort #64 am: 31-Juli-2019, 17:20 »

Moin,Berni !

O.K.,mir soll´s persönlich nur recht sein,mir gefallen beide recht gut,und habe sie ja auch selbst schon gepflanzt.Eine der Paula´s von dir,die ich mal gesetzt hatte,hat letztes Jahr das erste Mal geblüht ( Und vor Allem : die Blätter,die sie in den ersten beiden Standjahren gebildet hatte  :o...).

Großblättrige Grüße ! Michael
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John Muir:Zweifellos würden diese Bäume gutes Nutzholz abgeben,sobald sie einmal durch ein Sägewerk gegangen wären,so wie George Washington,wäre er durch die Hände eines franz. Küchenchefs gegangen,sicherlich einen wohlschmeckenden Braten abgegeben hätte.

Tuff

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Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
« Antwort #65 am: 31-Juli-2019, 18:58 »

Der BUND ist wie immer gegen das 'künstliche Einbringen von exotischen Baumarten'. Aus seinem letzten Strategiepapier zum Klimawandel-Waldumbau ("Forderungspapier Waldsterben"):

Auf das künstliche Einbringen nicht-standortheimischer Baumarten ist aus Naturschutzgründen zu verzichten. Exotische Baumarten wie Douglasie, Küstentanne oder Roteiche bieten vielen heimischen Arten keinen Lebensraum. Für den Anbau dieser Baumarten besteht ein erhebliches ökologisches Risiko. Douglasien zeigen zudem bereits jetzt, dass sie ebenso wie die Fichte anfällig für Trockenstress sind.

Da ist natürlich was dran; aber ich kann mir auch mit anteiligen Douglasien und Küstentannen einen ökologisch wertvollen Bestand vorstellen, zB. zusammen mit Weißtanne, Buche, Ahorn, und warum nicht auch ein paar Küstenmammuts. Alle Baumarten zunächst mal als Gruppen begründet. Wie sich das dann naturverjüngungsmässig mischt und wie die nächste Generation dann waldbaulich behandelt wird, muss man halt mal ausprobieren.

Fit-Ta-Bu-Dougl 'Althölzer' (d.h. bis 150 Jahre alt) kann man im Schwwarzwald sehen. Die Douglasie ersetzt dabei ökologisch am ehesten die Fichte, weil sie sich nur bei ausreichend Licht (zB. in Lichtungen) erfolgreich verjüngt. Buchen und Tannen leiden in diesen Wäldern lediglich unter Verbißdruck, ansonsten kommen sie mit der Douglasie klar. Diese wächst allerdings schneller und wird höher, und muss daher mit mehr Input kontrolliert werden. Typischerweise gehört dazu auch Hochasten (sonst müsste man sie in extrem dichten Gruppen aufwachsen lassen) , das ist ein erheblicher Aufwand. Vielleicht entwickelt man in Zukunft aber Roboter für diesen Job, die sägend den Stamm hochklettern und sich idealerweise auch autonom im Gelände bewegen (fliegen?).

Die Roteiche sehe ich kritisch, weil das Laub den Boden vollständig abdeckt und so fast keinen Lebensraum für eine Bodenvegetation (oder Naturverjüngung) übrig lässt.

Ich finde die Einstellung des BUND auf jeden Fall viel zu eng gefasst. Nicht-standortheimisch ist bei mir auch die Esskastanie, gegen die m.E. auch bei strengster ökologischer Sichtweise rein gar nichts spricht. Und was ist mit der Eibe, die Millionen Jahre lang hier in West- und Mitteleuropa heimisch war, aber in den letzten 1000 Jahren ausgerottet wurde.
« Letzte Änderung: 31-Juli-2019, 19:21 von Tuff »
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Tuff

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Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
« Antwort #66 am: 31-Juli-2019, 22:02 »

Das Problem sind eigentlich die Pauschalisierungen, mit denen man alle 'nicht heimischen' Baumarten in einen Topf wirft.

Man sollte stattdessen fallweise für jede geplante Anpflanzung und jede Baumart eine eigene Beurteilung erlauben. So sind zB. die hier in diesem Verein typischen 'Kleinstpflanzungen' (typischerweise < 1ha) ohne größeren Einfluß auf die regionale Ökologie (es sei denn es wären in einer Region extrem viele) und sollten vielleicht eher wie Arboreten oder Versuchsflächen behandelt werden.

Dann wäre noch das Problem des möglichen 'Entweichens' von invasiven Neophyten - in diesem Fall, Naturverjüngung von nicht-heimischen Baumarten. In Frage kommen hier soweit ich weiß durchaus die Paulownie, und die Douglasie. Garantiert nicht in Frage kommen Berg- und Küstenmammutbaum, und sehr wahrscheinlich sind die nordamerikanischen Tannenarten ebenfalls unproblematisch.

Was die Douglasie anbelangt, breitet sie sich in geeigneten Koniferenwäldern durchaus aus (soweit ich weiß jedoch nicht in Auen-, Bergahorn-Schlucht- oder Buchenwäldern), wird hier aber in Zukunft in den meisten Regionen sowieso gewollt beteiligt sein. Ich sehe sie wie schon gesagt eher als Ersatz für die Fichte, die ja ebenfalls in vielen Regionen nie heimisch war. Dort hatte die Fichtenverjüngung dann ja auch niemanden gestört, im Gegenteil.

Die Paulownie verbreitet sich relativ üppig (und rapide) auf vegetationslosen Freiflächen. Viel mehr weiß ich aus eigener Erfabhrung nicht zu berichten. Man muß das halt mal unter die Lupe nehmen. Ich würde hier so eine Untersuchung empfehlen, um sicherzustellen, daß es sich bei dieser Baumart nicht um den nächsten 'Japanknöterich' handelt.
« Letzte Änderung: 31-Juli-2019, 22:05 von Tuff »
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Bernhard

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Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
« Antwort #67 am: 31-Juli-2019, 23:51 »

Auf das künstliche Einbringen nicht-standortheimischer Baumarten ist aus Naturschutzgründen zu verzichten. Exotische Baumarten wie Douglasie, Küstentanne oder Roteiche bieten vielen heimischen Arten keinen Lebensraum. Für den Anbau dieser Baumarten besteht ein erhebliches ökologisches Risiko.

Micha, das ist genau der Punkt. Der BUND stellt theoretische Behauptungen auf und ist nicht bereit, reale Situationen zur Kenntnis zu nehmen.
Ein Beispiel aus meiner realen Welt: In unserer 20 Meter hohen Leylandzypresse wohnt seit Jahren eine Haussperlingskolonie.Vermutli ch durch das Hühnerfutter am Standort gebunden !? ??? ::) Steht zwar auf der Roten Liste, aber hier leben geschätzte 100 bis 150 Spatzen in einem Baum der sogar  ein künstlicher Bastard zwischen Monterey-Zypresse und Nootka-Scheinzypresse ist.
Dieser Baum kann sich selbst nicht vermehren, ist aber ein Lebensraum für eine bedrohte Vogelart, denn Sperlinge stehen auf der Roten Liste. (bei mir im Garten jedenfalls nicht).
Und um es noch zu steigern: Ein Ringeltaubenpaar wohnt oben in der Krone auch noch. (Leider wurde das Nest von einer Elster geplündert.)

Deshalb plädiere ich dafür, solche Argumente im Waldbau kritisch zu hinterfragen.
« Letzte Änderung: 31-Juli-2019, 23:58 von Bernhard »
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Tuff

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Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
« Antwort #68 am: 02-August-2019, 19:43 »

Berni, man muss hier fair bleiben. Die Argumentation des Naturschutzes ist im Kern diese (auch wenn sie das selber oft nicht so gut ausdrücken), daß der Schaden nicht direkt durch die 'neuen' Arten entsteht, sondern durch das Fehlen der Alten.

D.h. eine Leylandzypresse mag bestimmten Tierarten Lebensraum bieten, welche nicht spezialisiert sind, ist aber keine Futterpflanze für die Buchenblattlaus, die andernfalls hier an einer Buche leben könnte. Wenn nur eine Buche 'fehlt' ist das sicher kein Problem. Wenn aber Quadratkilometerweise Leylandzypressen angepflanzt würden, unter denen Hühner gefüttert werden, dann hätten wir ein Sperlingsparadies, aber keine Buchenblattläuse mehr. Und auch keine der anderen der 10000 Insektenarten die von einheimischen Laubbäumen leben ....

Zum Beispiel in einem Eichenbestand können in den Eichenkronen mehr als 1000 Insektenarten gezählt werden. Das ist keine rein symbolische Zahl - die Größenordnung stimmt.

Wenn man jetzt für jede Douglasie oder Roteiche auch eine Eiche oder Weißtanne pflanzt, sollte das einigermaßen in Ordnung gehen. Dann muß man das Überleben der einheimischen Arten aber waldbaulich auch sicherstellen (also nicht in abwechselnder MIschung - dann fallen die einheimischen Arten nämlich innerhalb von 30 Jahren ganz einfach aus.)

Oder nehmen wir andere Beispiele:

Das Nickende Perlgras mag basenreiche frische Böden mit nicht-saurer Humusauflage. Es kommt vor allem in Eichen-Buchenwäldern vor. Wenn man auf solchen Standorten Nadelbäume aufforstet, verschwindet es mittelfristig aufgrund des veränderten pH-Wertes.

Allerdings liegt der schlimmste Effekt bei Nadelholzaufforstungen in der dichten Bestandesbegründung, welche die totale  Ausdunkelung des Bodens, und ein extremes Austrocknen der obersten Humusschicht zur Folge hat. Die extrem genügsame Schattenblume Maianthemum zB. benötigt gleichmässige Bodenfeuchte und kann dann auch auf relativ saurem Rohhumus gedeihen. Aber in einer Fichtendickung hat sie keine Chance.

Dasselbe gilt m.E. für einen Roteichen-Reinbestand, weil die riesigen, nur schwer abbaubaren Blätter den Boden vollständig abdecken, und die meisten Bodenpflanzen dadurch ausgedunkelt bzw. am Keimen oder Austreiben gehindert werden.

Weitere Bodenpflanzen deutscher Laubmuischwälder, die bedroht sein können bzw. durch Fichtenanbau schon längst verschwunden sind, wären Waldmeister, Bärlauch, Vielblütige Weißwurz, Lerchensporn, Buschwindröschen, Seggenarten, eine Menge kleinerer Farne, Braunwurz, Hasenlattich, das klein- und das großblütige (einheimische) gelbe Springkraut, ... die Liste ist ewig lang.

Und diese Bodenpflanzen haben ihrerseits wieder Insekten-Spezialisten die auf sie angewiesen sind.

Man kann die sehr dominante Roteiche nur schwer mit anderen Baumarten mischen - wenn, dann in Gruppenpflanzung, bei der aber zB. eine Buchengruppe dann auch deutlich größer sein müsste als die höhere Roteichengruppe. Stattdessen wird man wohl Douglasiengruppen wählen, weil die besser mithalten könne. So ein reiner Roteichen-Douglasienwald beherbergt aber (fast) keine der genannten Arten.

Zitat: Deshalb plädiere ich dafür, solche Argumente im Waldbau kritisch zu hinterfragen.

Das unterschreibe ich auf jeden Fall :D
« Letzte Änderung: 02-August-2019, 19:46 von Tuff »
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Bernhard

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Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
« Antwort #69 am: 02-August-2019, 22:21 »

Bester Micha !

Berni, man muss hier fair bleiben.
D.h. eine Leylandzypresse mag bestimmten Tierarten Lebensraum bieten, welche nicht spezialisiert sind, ist aber keine Futterpflanze für die Buchenblattlaus, die andernfalls hier an einer Buche leben könnte. Wenn nur eine Buche 'fehlt' ist das sicher kein Problem. Wenn aber Quadratkilometerweise Leylandzypressen angepflanzt würden, unter denen Hühner gefüttert werden, dann hätten wir ein Sperlingsparadies, aber keine Buchenblattläuse mehr.

Man muss fair bleiben, und richtig zitieren:

Der BUND ist schlichtweg gegen "fremde" Baumarten.
Ich habe mit dem Beispiel meiner Leylandzypresse lediglich aufgezeigt, daß ein Baumindividuum, egal wo es herkommt, eine ökologische Nische darstellen kann.

Habe ich behauptet, daß man Quadratkilometerweise Leylandzypressen anpflanzen soll ? Mitnichten !
(der Gag mit den Hühnern find ich lustig).  ;D

Ein Reinbestand, egal welcher Baumart, ist strikt abzulehnen. Ob Buche oder sonst ein Baum.
Es geht doch darum , eine Mischung der Baumarten zu begründen, welche als Waldgefüge stabiler gegen Klima oder Schädlingen ist. Das ist der Punkt.
Wenn einheimische Baumarten mit Exoten gemischt werden, kann das nur gut sein.

In Nordamerika sind in den Laubwäldern 40 Baumarten zu finden, bevor man eine gleiche antrifft.
In Mitteleuropa sind es 4 oder 5.

Eine Vielfalt an Baum- und Straucharten begünstigt auch eine Vielfalt an Insekten, Vögeln und Säugetieren.

Nochmal: Ein Umdenken und Tolerieren seitens der Naturschutzverbände ist notwendig, damit der Wald als ökologisches System erhalten bleibt. CO2-Speicher, Lebensraum, Naherholungsgebiet, Temperaturpuffer, Trinkwasserspeicher usw. Darum geht es.

Und wie ich schon sagte: Reinbestände und artenarme Baumbesetzungen sind in der Natur nicht vorgesehen, außer in den Taigawäldern.

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Tuff

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Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
« Antwort #70 am: 02-August-2019, 23:27 »


Zitat
Der BUND ist schlichtweg gegen "fremde" Baumarten.

Scheint so. Ich bezog meine 'Verteidigung' aber auch explizit auf den 'Naturschutz' generell, nicht speziell auf den BUND.

Der BUND wird auch von anderen kritisiert ...
https://www.agrarheute.com/wochenblatt/politik/waldeigentuemern-zweifeln-kompetenz-bund-555902

Zitat
Ich habe mit dem Beispiel meiner Leylandzypresse lediglich aufgezeigt, daß ein Baumindividuum, egal wo es herkommt, eine ökologische Nische darstellen kann.

Und das sehe ich ganz genauso.

Zitat
Wenn einheimische Baumarten mit Exoten gemischt werden, kann das nur gut sein.

Und das auch. Es kommt aber auf die 'Dosierung' an. Und auf das 'wie'.

Bei uns hat zB. vor 30 Jahren mal jemand eine Roteichenpflanzung genehmigt bekommen, weil diese 1:1 mit Stieleiche gemsicht wurde. Die Stieleichen waren nach 10 Jahren im Unterstand und nach 20 Jahren alle tot.

Man muss also einen Vorbehalt bei der waldbaulichen Behandlung machen. Manches passt nicht zueinander bzw. verträgt sich nicht. Insbesondere wenn man in der Folge mit Naturverjünung arbeiten will. Aber das sind Dinge die man herausfinden und lernen kann.

Zitat
Ein Umdenken und Tolerieren seitens der Naturschutzverbände ist notwendig

Das kannste bei BUND und NABU aber vergessen. Die definieren das, was sie schützen wollen - also "Natur" - nämlich als ausschließlich das, was hier seit Jahrtausenden heimisch ist.  ( Ob die alle die AFD wählen ? )
Also nicht das reale oder potentielle Ökosystem; sondern ein Ideal.
Gegen Idealisten kann man aber nur sehr schwer argumentieren ....

Dann muss man aber auch mal respektieren, daß sie eben dies schützen wollen und nicht was anderes. Vielleicht hat es ja auch einen Grund, warum diese 'heimischen' Ökosysteme überhaupt einen Schutz notwendig haben. (Huch muss ich jetzt auch die AFD wählen ??? )

Also hier die AFD ins Spiel zu bringen ist echt dämlich.

Es geht doch um Bäume !

Bitte nicht ablenken lassen.

Also was ich meine ist: Es kann doch jeder schützen wollen, was er will, und jawoll: wie er lustich ist !

Ist doch ein freies Land.
« Letzte Änderung: 03-August-2019, 15:38 von Tuff »
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Tuff

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Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
« Antwort #71 am: 03-August-2019, 15:29 »

Wir sollten in dieser Diskussion vor allem erstmal die Begriffe klären. Ich glaube, alle sind sich darin einig, daß die sogenannten 'fremdländischen' Baumarten durchaus standortgerecht sein können:

„Man spricht von „standortsgerecht (Synonym: standortsgemäß“), wenn die ökologischen Ansprüche mit den erfassten Standortseigenschaften (Umweltbedingungen) übereinstimmen, wenn der Baum oder Baumbestand vital und bei angemessener Pflege ausreichend stabil ist und wenn er keine nachteiligen Einflüsse auf den Standort hat“ (ARBEITSKREIS
STANDORTSKARTIERUNG 2003: S.199).


(to be continued)
« Letzte Änderung: 03-August-2019, 15:39 von Tuff »
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Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
« Antwort #72 am: 03-August-2019, 15:30 »

(ich schreibe andermal weiter, muss das aber schon mal notieren:)

Albert Reif, Jürgen Bauhaus et al 2009: (ist online kostenfrei downloadbar, einfach mal googeln)

"Waldbau und Baumartenwahl in Zeiten des Klimawandels aus Sicht des Naturschutzes"

Schon 10 Jahre alt, behandelt aber genau unsere heutige Situation. Auch der weiträumige Ausfall der Fichte wird diskutiert.

Weiterführende Links:

https://www.lwf.bayern.de/boden-klima/baumartenwahl/144538/index.php  (für Deutsch runterscrollen)

https://www.waldwissen.net/dossiers/bfw_dossier_klimawandel/index_DE

https://www.research-collection.ethz.ch/handle/20.500.11850/341108?show=full
« Letzte Änderung: 03-August-2019, 15:39 von Tuff »
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Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
« Antwort #73 am: 08-August-2019, 08:39 »

Wir sollten in dieser Diskussion vor allem erstmal die Begriffe klären. Ich glaube, alle sind sich darin einig, daß die sogenannten 'fremdländischen' Baumarten durchaus standortgerecht sein können.....

Tagtäglich sieht und hört man in den Medien, daß die Politik nun entschlossen ist, den Wald "umzubauen". Anlass ist das offensichtliche Waldsterben, was gerade im Gange ist.
Was mich stört ist, daß von den "Experten" immer wieder die Douglasie genannt wird, welche nun die Fichte ersetzen soll.
Erstens wird die Douglasie in Mitteleuropa schon seit Jahrzehnten massiv angebaut (Pfälzerwald), und zweitens ist sie auch nicht sehr viel trockenheitsresistenter als die Fichte.
Harnebüchen was da so alles erzählt wird. Man sollte sich einfach mal klarmachen, daß ein Baum, welcher aus dem pazifischen Nordamerika kommt, keine Steppenpflanze ist.

Kompetenz sieht anders aus, als das, was die Verantwortlichen nun im reflexartigen Aktionismus von sich geben.

Außerdem: Neuanpflanzungen egal welcher Baumart brauchen im Anfang auch viel Wasser .....
« Letzte Änderung: 08-August-2019, 08:41 von Bernhard »
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Tuff

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Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
« Antwort #74 am: 10-August-2019, 03:53 »

Im "Waldbaukonzept Nordrhein-Westfalen – Wald und Waldbewirtschaftung in NRW" werden die Waldentwicklungstypen mit Douglasie durchweg frischen bis mäßig-frischen Standorten zugeordent; der Douglasienmischwald (mit Fichte und Buche) soger dem sehr frischen Standort.

Interessant ist, daß in der Publikation zwar eingangs die durch den Klimawandel zu erwartende 'Standortdrift' beschreiben wird (nämlich hin zur nächst trockeneren Stufe). Diese einfache Tatsache wird aber bei der Standorteigenung der Waldtypen nicht mehr ausreichend berücksichtigt, etwa indem man klarstellte, daß die derzeitige Einstufung dann höchstwahrscheinlich nicht mehr vorliegen wird, wenn die Jungkultur zum Hochwald erwachsen ist. Mit anderen Worten, man riskiert genau dasselbe Problem, welches man vor 60-70 Jahren mit dem großflächigen Fichtenanbau riskiert hat: Aus jetzt mäßig-frischen Standorten wird dann ein mäßig-trockener mit gelegentlichen Extremen, und die im guten Glauben angepflanzten Wälder werden von Insekten überannt ...

Zudem legt man für die Standortdrift mittlerweile obsolete EURO-CORDEX RPC-Modelle von 2016 zugrunde, ein Zeitpunkt, zu dem ein einfacher Zusammenbruch der Westwinddrift (mit der Folge von Omega-Dürreperioden) anscheinend noch nicht auf dem Radar der sogenannten Fachleute war; man versucht gerade erst, dieses grundlegende Element unserer Wettersysteme in die Modelle einzubauen, ist aber auch heute noch nicht soweit -- das wird sogar noch einige Jahre dauern, und wesentlich mehr Supercomputerpower brauchen, als bisher für denkbar gehalten wurde.

Vielleicht bin ich einfach schon zu lange raus aus der Produktions-Szene. Aber die Kriterien und Maßstäbe die hier angelegt werden kommen mir viel zu kurzfristig und wenig belastbar vor ...

Es handelt sich zum großen Teil um ökologisch völlig willkürliche Mischungen, bei denen lediglich die Standorteignung der einzelnen Baumart berücksichtig wurde, aber anscheinend nicht das Zusammenspiel in der Wuchsdynamik, den Lichtansprüchen, der waldbaulichen Behandlung, und nicht zuletzt dem Potential für Naturverüngung bzw. für Anpflanzungen unter Schirm (m.E. das Gebot der Stunde, wenn man Dürresommer befürchten muss).

Dann wird so mancher experimenteller Waldtyp ökologisch schnell noch aufgewertet indem abschließend noch ein obligatorischer Buchenanteil (auch auf eher trockenen Standorten), und ziemlich willkürliche Beimischungen - aber Hauptsache in Gruppen - erwähnt werden ... obwohl die Buche vielleicht die nächste 'Fichte' sein wird, und ohne näher zu leräutern, daß viele genannten Baumarten aufgrund ihrere Wuchsdynamik eine Gruppengröße erfordern würden die an einen Kleinbestand heranreicht, mit erheblichen Verlusten in den Randbereichen. Generell fehlt gerade in NRW den meisten (hier: Kleinprivatwaldbesitzern) das waldbauliche Wissen für solche komplizierten Waldbaumodelle; denn man kennt hier fast nur den Altersklassenreinbestand.
Und allzuviel persönliche Erfahrung mit solchen Mischungen nud Modellen dürfte nicht mal die hiesige Forstverwaltung haben.

Man müsste, wenn man schon solche Modelle vorschlägt, als nächstes auch kostenfreie Intensivschulungen und Seminare anbieten. Mit erfahrenen Profis zb. aus Bayern und Baden-Württemberg ... und man muss die Waldbesitzer nicht nur zukunftsfähig beraten, sondern die eigenen Fachleute auch über Jahrzehnte in deren Waldmanagement miteinbinden. Was als erstes mal eine Personalaufstockung von 500 % bedeuten würde ... nämlch mit genau solchen "Beratungs-Rangern", die immer unterwegs und in ständigem Kontakt wären.

Wenn das mal überhaupt akzeptiert würde ...
« Letzte Änderung: 10-August-2019, 04:45 von Tuff »
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